Mittwoch, 27. April 2011

Denn sie wissen nicht was sie tun oder: Warum ich mir Cayenne Pfeffer in die Augen gemacht habe

Seit ein paar Tagen laufe ich mit einem dicken Auge durch die Gegend. Eine Augenhautentzündung, die ich mir wahrscheinlich in der Bahn geholt habe, da dort nahezu alle Fenster offen sind. Ich sehe aus wie eine Mischung aus Axel Schulz' Auge nach der ersten Runde und Quasimodo. Ich erschrecke morgens beim Blick in den Spiegel und fauche den fremden Mann mit dem dicken Auge an, er möge sich aus meinem Bad machen.
Beim Frühstück lerne ich dann ein amerikanisches Pärchen kennen. Ich frage in die Runde, ob ein Doktor auf hat, schließlich ist Ostern. Warum ich zu einem Doktor gehen müßte?, fragte der Ami. Wenn er eine Entzündung am Auge hat macht er sich Cayenne-Pfeffer in die Augen. "Hat mir ein befreundeter Arzt empfohlen. Das brennt so ca. 30 Sekunden, läßt dann aber nach und das Auge ist danach wieder in Ordnung." 30 Sekunden ist ein bißchen wenig, erwidert seine Freundin, drei Minuten wären es schon. Aber es hätte gewirkt. Selbstverständlich lache ich aus und verbitte mir solche Späße am frühen Morgen, noch dazu am Frühstückstisch...
Er könne mir es zeigen, quasi als Beispiel. Mit noch größeren Augen gucke ich ihn an und frage ihn, ob er noch Herr seiner Sinne ist, sich ohne jegliche Not Cayenne-Pfeffer in die Augen zu machen...

Folgende Fragen kommen mir spontan in den Sinn:
1. Traust du Leuten, die du seit 2 Minuten kennst?
2. Was ist das für ein Doktor, der so etwas empfiehlt?
3. Bist du mutig ODER dämlich genug, um das WIRKLICH zu machen?

Da ich zu faul bin, einen Doktor zu suchen entschließe ich mich dazu, am frühen Morgen eine Brise roten Cayenne-Pfeffer in mein linkes Auge zu tun. Die nachfolgenden Bilder dokumentieren den - zugegebenermaßen - sehr eigenwilligen Selbstversuch:


Stufe 1: "Mmh, der meint wirklich Pfeffer. Ich hatte gehofft, er meint eine Mischung aus Pfeffer und beruhigend wirkenden Ölen". Noch ist alles in Ordnung. Ich muß das nicht tun. Keiner zwingt mich dazu. Tief im Inneren höre ich meine Mutter rufen: LASS ES SEIN!


Stufe 2: Die ersten Zweifel kommen in mir hoch. Soll ich das WIRKLICH tun? Ich erinnere mich an einem Abend zu Hause, als ich aus Versehen beim Essen machen die kleine roten und verdammt scharfen Paprikaschoten zum Essen gemacht habe und mir dann versehentlich die Augen gerieben habe. DAS war schon nicht lustig...


Stufe 3: Mann oder Maus? Die Entscheidung ist gefallen! Ich mache es, schließlich ist es ein Naturprodukt, dass kann nicht sooo verkehrt sein! Und außerdem habe ich keine Lust, die nächsten Tage rumzulaufen wie Axel Schlulz nach 12 Runden Boxkampf. Also, auf geht's!


Stufe 4: Es gibt kein zurück. Der Cayenne-Pfeffer ist auf dem Weg in mein linkes Auge. Adrenalin kocht in meinem Körper auf. In Japan haben neulich noch die höchste Atom-Alarmstufe ausgerufen, da werde ich es wohl schaffen, mir ein bißchen Cayenne-Pfeffer in das Auge zu machen...


Stufe 5: Nach wenigen Milisekunden spüre ich den Pfeffer auf meiner Netzhaut. Ich kann nicht behaupten, dass es kitzelt, sondern verspüre ein bis dato nicht gekanntes und nie für möglich gehaltenes Brennen auf dem Auge. Eine undefinierbar große Menge an Tränenflüssigkeit läuft mir in reißenden Bächen die Backen runter. Spontane Ausrufe wie "Fuck! Scheiße, was brennt das und aaaah" verlassen lautstark und unkontrolliert meine Lippen. Das ist ein gutes Zeichen, denke ich, ich lebe immer noch.


Stufe 6: Ich warte darauf, dass Paola und Kurt Felix mit einer versteckten Kamera herauskommen und mich auslachen. Ich warte vergeblich. Das Brennen wird von Sekunde zu Sekunde stärker. Der Schmerz ist fast (!) so groß wie die Last-Minute Niederlage des FC Bayern im Champions-League Finale 1999 in der 94. Minute gegen Manchester United. Meine Ausrufe werden lauter, unverständlicher und schneller. Auf der Skala der Erfahrungen, die man nur einmal im Leben machen muß, nimmt dieses Experiment in der Zwischenzeit unangefochten (!!!) den ersten Platz ein.


Stufe 7: Ich höre das Gelächter der Leute um mich herum. Ich muß mitlachen und fluche gleichzeitig, so dämlich kommt mir das vor, was ich vor ein paar Sekunden gemacht habe. Meine Hände werden schweißnaß und kalt. Im Hintergrund läuft "Angels" von Robbie Williams. Ich denke, ich bin im Himmel, was definitiv nicht sein kann, da das teufliche Brennen weiter durch meine Augen zieht und mittlerweile auch Teile meines Körpers erreicht hat. Noch ist es mir unmöglich, das Auge zu öffnen. Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber die 30 Sekunden müßten mittlerweile schon läääängst um sein.


Stufe 8: Warum zum Teufel läßt der Schmerz nicht nach? Nach ein paar Minuten kann ich immer noch kein Auge öffnen und die beschwichtigenden Aussagen des Amerikaners, es wird gleich besser, verdamme ich ins Land der Fabeln. Folgende Rachepläne hege ich spontan und willkürlich aus: Sollte ich das Experiment wirklich überleben und/oder nicht erblinden werde ich die heftigsen Trinkspiele mit ihm spielen, die ich je im Leben gespielt habe, und werde ihn in Grund und Boden trinken, daß er für den Rest seines Lebens Kopfschmerzen haben wird. Als Deutscher sollte dies eine Leichtigkeit sein, ihn zu besiegen.


Stufe 9: Nach einer, nein, nach gefühlten unendlichen Ewigkeiten läßt das Brennen ETWAS nach. Ich komme ganz langsam aber sicher wieder zur Beherrschung. Der Pfeffer brennt immer noch höllisch in den Augen, meine Hände haben inzwischen Minustemperaturen erreicht und ich habe mich noch nie im Leben so darüber gefreut, dass ein Schmerz - wenngleich auch sehr langsam - nachläßt.


Stufe 10: Ich kann wieder sehen, das heißt, ich lebe! Obwohl "sehen" übertrieben ist, da mein linkes Auge noch immer literweise Tränen absondert. Ich habe zwar nicht mitgezählt, wie oft ich mich gefragt habe, warum in aller Welt ich das gemacht habe, aber ich müßte in der Zwischenzeit die Million überschritten haben.

ABER: Der Schmerz läßt im Laufe der Zeit tatsächlich nach und am nächsten Tag ist das Auge viel besser und nicht mehr geschwollen. Zur Info: Dennoch würde ich in Deutschland einen Artzbesuch vorziehen. Nachts falle ich erschöpft mit der Gewißheit in den Schlaf, der mutigste Mann der Welt zu sein.

Euer Larsinho

Tagebuch eines Reisenden

Nach zwei Tagen ohne Internet bin ich wieder zurück in Santiago für eine Nacht und muß mir jetzt überlegen, wie es weitergeht. Anas Leben geht weiter, sie fliegt für zwei Monate in die USA und dann zurück nach Buenos Aires. Ihre Einladung nach B.A. habe ich gerne angenommen! Wenn sie zwischendurch etwas Zeit zu reisen haben sollte kommt sie mich noch einmal besuchen. Bis dahin muß ich u.a. ohne ihre Spanischkenntnisse auskommen.
In den vergangenen Tagen bin ich zusammen mit Ana nach Valparaiso und zurück nach Santiago de Chile gereist. Wir gönnten uns den Luxus eines Appartments im 19. Stock mit einem atemberaubenden Blick über Santiago. Als Gastgeschenk gab man uns den Sonnenuntergang. Hier der Blick auf den Sonnenuntergang aus unserem Appartement:


Apparently the best moment since I'm here in Southamerica dedicated to stunning Ana! THANKS for coming by, thanks for having a lot of fun with you! See u in B.A. the latest!

Hier ein paar Fotos der letzten Tage:


Valaparaiso - eine Stadt mit vielen bunten Häusern. Die Häuser sind deshalb bunt, weil sie früher die restliche Farbe der Schiffe aus dem Hafen bekommen haben.


Gespentisch mutet der neblige Hafen an. Angst hatte ich selbstverständlich keine, schließlich bin ich immer noch der größte Mensch in diesem Land.


Quo vadis, Lars?


Is schön hier, gelle Ana?


Aaaachtung, lachen!

Zurück in Santiago besuchen wir ein modernes Kunstmuseum...


...betätigen uns selbst als Künstler in der Kindermalecke und hinterlassen eine Nachricht für den Rest der Welt...


...besteigen einen Berg, dessen Namen ich vergessen habe (wobei besteigen übertrieben ist, denn wir haben die bequeme Gondel gewählt). Oben angekommen haben wir einen der bis dato spekakulärsten Blicke. Wahnsinn!



Sattsehen geht fast nicht. Apropos satt: Ich hab schon wieder Hunger.


Binnen Minuten gehen in Santiago die Lichter an und die Stadt erscheint in neuem Licht.


Schnappschuß ohne irgendeinen witzigen, interessanten oder wissenwerten Bezug.

Montag, 25. April 2011

Wein in Valparaiso

Eigentlich bin ich in einem Hosel in der Nähe von Valparaiso. Das Hostel liegt keine 20 Meter vom Strand entfernt, beim Frühstück kann ich auf das Meer gucken, es gab so etwas wie richtige Brötchen und frisches Obst zum Frühstück; der liebe Gott hat richtig gute Arbeit geleistet!
Aber heute bin ich für einen Tagesausflug mit Ana, die in Buenos Aires lebt und arbeitet und mich hier für ein paar Tage besucht, in Valparaiso. Wir gönnen uns gerade eine kleine Mahlzeit, genießen eine Flasche Wein und freuen uns auf das Grillspektakel in unserem Hostel heute Abend und das Restaurant hat Wi-fi, sodaß ich euch nicht verheimlichen möchte, dass es mir weiterhin gut geht! Mehr Fotos aus Santiago de Chile und Infos, u.a. warum ich mir Cayenne Pfeffer in die Augen (!) getan habe, gibt's hier in Kürze...
Hier drei Fotos von Valparaiso:


Die Ana und der Lars


Schwierig, einen besseren Platz zu finden als diesen hier (die Allianz-Arena in München zählt selbstverständlich dazu!)


Muie grande Aussicht!

Freitag, 22. April 2011

Umwege erweitern die Ortskenntnis oder: Hätt ich doch einen Panzer!

"Unser Hostel liegt nur 100 Meter vom Busterminal entfernt" schreibt das Internet. Super! Genau das nehm ich! Nach 200 Metern frage ich die ersten Einheimischen nach der Straße. Drei Blocks weiter? Kein Problem! Na gut, bei McDonald's schummeln die auch immer ein bißchen auf den Autobahnen (nur 3 Minuten nach der ersten Ausfahrt). Also weiter, Larsinho!
Nach 20 Minuten und diversen verlorenen Momenten der Verwunderung macht sich der schwere Rucksack bemerkbar. Die Straße muß doch hier irgendwo sein...hm, frag ich halt nochmal. Wie bitte? Acht Blocks geradeaus? Das wären dann ja schon elf Blocks und nicht 100m. Ok, Umwege erweitern die Ortskenntnis.
Nur keine Schwäche anmerken lassen. Du bist hier mit 1,92m offensichtlich der größte Mensch in Santiago, also auch der Stärkste! Du kannst hier jetzt nicht schlapp machen. Puh, erstmal ne kurze Pause machen. Komisch, sowohl das T-Shirt als auch das Hemd sind komplett durchgeschwitzt. Aber ich bin ja gleich da...


Denkste! Auf dem Bild ist kaum zu erkennen, dass mir so langsam ABER SICHER der Spaß an der ungewollten Stadtführung vergeht, aber es ist die nackte Wahrheit.

Glücklicherweise fiel mir ein, dass ich von der Karte im Internet ein Foto gemacht habe, da guck ich jetzt schnell nach, wo ich lang muß. Nein...bitte! NICHT jetzt! Noch bevor ich "Akku schwach" sehen kann verabschiedet sich meine Kamera zur guten Nacht. Neeein möchte ich laut losschreien! NICHT JETZT! Zu spät. Ha! Ich hab die andere Kamera ja auch im Rucksack. Also schnell die Speicherkarte wechseln und gucken, wo es lang geht. Prima, bei der Gelegenheit kann ich schnell mein Hemd auswringen.
Nach einem weiteren Irrweg und weiteren anstrengenden Wegen durch Santiago bin ich offensichtlich zu weit gelaufen und auf der falschen Straßenseite entlang marschiert. Also zurück. In vier Blocks müßte ich da sein...und siehe da! Da ist es! Freude schöner Götterfunken möchte ich singen, als mir auffällt, dass das Hostel wohl nicht mehr existiert. Türen zu, davor hängt ein dickes Schloß. Das Hostel ist kein Hostel mehr.
Ich lasse mich auf der nahe liegenden Bank nieder und verfluche das gesamte Universum. Spontan fallen mir diverse Szenen von Kriegsfilmen ein, wo Panzerbatallione ganze Städte niedermachen. Hätte ich jetzt einen Panzer, würde ich dieses Haus mit allen erdenklichen Waffen dem Erdboden gleichmachen. Zweimal.
Ich suche mir ein Restaurant, das Internetzugang hat, bestelle nichts außer dem Wunsch nach einer schnellen Ankunft im Hostel, rufe mir ein spottbilliges Taxi und komme im Hostel an. Juchu! Es ist ein Bett frei, gebucht! Zufällig kommt in dieser Sekunde das australische Pärchen die Tür rein, die ich vor einer Woche in Mendoza in meinem Zimmer hatte. Was für ein Zufall. Willkommen in Santiago de Chile!


Die Begrüßung am Bus-Terminal liest sich nicht schlecht.


Gestern stand eine Stadtour auf dem Programm. Hier der Arbeitsplatz des Präsidenten.


Der Plaza de Armas


Hohe Graffittikunst


Ein stadtbekannter Wahnsinniger, der auf einer Hauptverkehrsstraße um Geld bettelt.


In Chile gehören Cafés zum Alltag. Diverse Cafés, wie das im Hintergrund, sind bekannt als "Café con legs", Kaffee mit Beinen. Das heißt folgendes: Die Kaffees kosten in diesen Cafés ca. 5 - 6 Euro. Dafür bedienen Mädels in kurzem Kleid und die Business-Kunden gehen nach einer kurzen Kaffeepause gut gelaunt zum Arbeitsplatz zurück. In einer "Happy Minute" werden dann für eine Minute die Fenster geschlossen, die Mädels ziehen sich mehr oder weniger ganz aus und das Spektakel ist nach viel zu kurzer Zeit wieder vorbei. Diese Kaffees gibt es hier in Chile nicht selten. Eine Geschäftsidee, die dringend nach Deutschland importiert werden sollte.

Anden. Anden. Anden.

Acht Stunden Busfahrt sind auf der Beliebtheitsskala ungefähr genauso hoch einzuordnen wie ein warmes Bier oder ein Sojaschnitzel. In Südamerika ist das jedoch nicht der Fall. Nicht, wenn die Fahrt durch die Anden geht. Spekakuläre Aussichten gepaart mit einem abenteuerlich fahrenden Busfahrer, der mit den Schumachers dieser Welt verwandt sein könnte und lassen diese Busfahrt so schnell nicht vergessen. Hier die Beweise:


Los geht's durch die Anden...


...vorbei an den Anden...


...lassen wir Schlumpfhausen links liegen...


...bestaunen die Anden (was sonst?)...


...und fahren immer geradeaus weiter...


...denken darüber nach, dass "Schlangenlinien fahren" hier eine ganz andere Bedeutung hat...


...und freuen uns, dass das kurzfristig entschiedene Überholmanöver VOR DER KURVE ein gutes Ende genommen hat und beten ein spontantes Stoßgebet zum Himmel...


...und erreichen mit anderen Weggefährten Chile.

Donnerstag, 21. April 2011

Sieben Fässer Wein

Roland Kaiser hat es schon immer gewußt! Sieber Fässer Wein können uns nicht gefährlich sein. Und in der Tat: Was Roland Kaiser schon Ende der 70er Jahre (1979) zu singen pflegte, zeigt sich auch im Jahre 2011 zumindest als grobe Richtlinie. Hier das neue hitverdächtige Video featering Larsinho & friends:

Das Leben ist hart

Kriege, Tsunamis, Erdbeben und Atomschmelze sind nichts gegen mein gegenwärtiges Dasein. Da dies nur schwer in Worte zu fassen ist hier ein Video:

Dienstag, 19. April 2011

Was für ein Tag!

Ich habe heute in der Stadt das zweite Bayern-Trikot gesehen. Was für ein phantastischer Anblick! Fehlt nur noch, dass hier einmal in der Woche ein Franz-Beckenbauer-Gedächtnistag abgehalten wird und statt Kerzen volle Weizenbiergläser in den Straßen aufgestellt werden und ich werde hier seßhaft. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Somit war auch dieser Tag wieder ein absolutes Highlight!

Morgen (Dienstag) geht's zu einer unchristlichen Zeit (8.30h) auf zu einer Weintour! Wollen wir doch mal sehen, was die Winzer hier alles so am Traubenstock und am Glas können. Im Gepäck ist wie immer Aapo mit dabei. Neu dabei ist June, die Französin mit dem charmanten Akzent, die wir schon in Ushuaia kennengelernt haben, die aber leider am Abend weiter gen Buenos Aires reisen wird.

Schade, Aapo wird mich gen Buenos Aires verlassen. Dort wird er zu den Iguazu Wasserfällen aufbrechen, die für mich jedoch erst am Ende meiner Reise an der Reihe sind. Danke, Aapo, für die vielen lustigen Tage, Abende, die mehr oder minder spanndenden Schachpartien, den Rotwein zum Frühstück, für das letzte Bier und das blinde Verständnis! Ich hoffe, wir sehen uns wieder!


Bis bald, mein Guter!

Am Mittwoch geht es für mich dann weiter nach Santiago de Chile. Die acht Stunden Busfahrt werde ich genießen, gilt diese Strecke nach Charlize Theron als optisches Highlight unseres Planeten, da die Fahrt durch die phantastischen Anden geht. Ich kann meine Vorfreude auf eine weitere Millionenstadt gar nicht verheimlichen...Santiago ist aber nur eine Zwischenstation. Allzu lange wird mich diese Stadt aller Voraussicht nach nicht halten können. Es sei denn, ich werde zum Fußball-Beauftragten der Stadt gekürt. Da mir diese Idee gerade eben erst in den Sinn gekommen ist, weiß der Bürgermeister allerdings noch nix von meiner Idee und deshalb muß ich gleich mal anfangen, ein Konzept zu schreiben...

Hasta luego,
Euer Larsinho

Samstag, 16. April 2011

Ich nehme den Publikums-Joker

Würde Günther Jauch eine Wer-wird-Millionär Sondersendung in Mendoza machen und ich wäre einer der Teilnehmer, würde ich aller Voraussicht nach bei der 50 € Frage "Was für ein Tag ist heute?" grandios scheitern. Da ich nicht sofort die guten Joker nutzen würde, würde ich den Publikumsjoker wählen und hoffen, dass die Zuschauer a) einen geregelten Tagesablauf haben und b) so die Frage für mich richtig beantworten. Und auch, wenn Günni Jauch mit einer Verzögerung "Ist das wirklich Ihre Antowrt?" fragen würde, um mich zu verunsichern, würde ich auf das Publikum hören.

Denn: Da ich aktuell keine richtigen Tagesaufträge habe kommt es nicht selten vor, dass ich nicht weiß, was für ein Tag ist. Häufig mache ich den ganzen Tag gar nix, habe aber für nichts Zeit. Das tägliche Aufstehen, frühstücken, durch die Straßen gehen und im Hostel die Zeit totschlagen, nimmt dann doch mehrere Tage in Anspruch und schon ist der nächste Tag vorüber. Nicht, dass ich das verurteilen würde oder nicht genießen könnte. Aber vielleicht es ist mal wieder Zeit für einen Ausflug.
Eigentlich wollte ich heute eine Weintour machen, aber Alejandro, einer der Angestellten hier im Hostel, ist leider nicht aufgetaucht. Natürlich könnte ich und Aaapo die Tour auch irgendwie selbst organisieren, aber der Tag hat auch nur 24 Stunden...

Hier noch ein paar Bilder aus meinem aktuellen Hostel:


Der "Garten Eden" des Hostels. Links hinten im Hintergrund der Grill, der wichtige Grill-Dienste für das Gemeinschaftswohl leistet. Gestern Abend gab es auch wieder eine Grill-Spektakel. Nachdem Aapo kurz das Zepter in die Hand nahm brannten relativ schnell zwei oder drei Fleischlappen. Der nervös neben ihm stehende Argentinier hat ihm umgehend die rote Karte gezeigt und ihm verboten, näher als drei Meter an den Grill heranzugehen und das Fleisch gerettet. Grill-Profis mögen keine Amateure an ihrer Werkstatt.


Der Garten von der anderen Seite. Hinten am Tisch ist "mein" Früstückstisch, an dem Abends Aapo regelmäßig zu einer Partie Schach gefordert wird.


Ich weiß nicht, was das für ein Raum ist, aber er gehört zum Hostel.


Das wenig spektakuläre Bad wird fast täglich gesäubert.


Was für eine architektonische Meisterleistung! Für die einen sieht es so aus, als ob Putz von der Decke fallen könnte. Wahre Meister der Architektur sehen darin jedoch die Kunst, auch ein Bad zur vollkommenen Schönheit umzugestalten. Ich nenne es das "Pariser Bad".


Das 4-er Schlafzimmer teile ich mir aktuell nur mit Aapo. Da wir einen sehr guten Draht zu Anna, der Inhaberin des Hostels und Alejandro, dem Angestellten haben, dürfen wir das Zimmer für uns alleine nutzen.


Hier ein künstlerich äußert aufwendiges Selbstportrait meiner selbst.

Soweit ein Zwischenbericht aus dem Raum-Zeit-Loch Mendoza.

Hasta luego
Euer Larsinho

Donnerstag, 14. April 2011

Mmmh, doof. Der hat ja immer noch nix Neues geschrieben...

Ja, ja! Ich weiß. Ich weiss, dass ihr seit Tagen auf neue wahnwitzige Geschichten wartet, die jedes Mal aufs Neue übertroffen werden wollen. Das ist aber gerade nicht so einfach, da mein Tag auch nur 24 Stunden hat und ich - seitdem ich hier in Mendoza bin - mehr oder weniger nix mache, was prinzipiell genau das ist, warum ich eigentlich hier bin. Dennoch kriege ich die Tage mehr oder weniger sinnvoll über die Runden, ergötze mich an der Sonne und habe gelernt, cool zu bleiben, wenn im und vor dem Restaurant 38 Musiker, einäugige Zypklpen, Obdachlose, streunende Hunde, Kinder die Aufkleber verkaufen, Wolle-kaufe-Rose-Argentinier und andere Straßenkünstler mein Geld haben wollen.

Mendoza hat vorab von vielen Seiten viele Vorschußlorbeeren bekommen, die ich aktuell noch nicht 100%-ig bestätigen kann. Gut, es gibt ein altes Fußball WM-Stadion von 1978, da Mendoza damals Austragungsort war. Dafür bekommt Mendoza schon mal unheimlich viele Sonderpunkte. Apropos Fußball: Am Samstag Abend gehe ich zusammen mit ein paar anderen Reisenden und der Hostel-Crew zu einem Spiel der ersten Liga der Mannschaft Mendozas. Nachteil der Aktion: In argentinischen Stadion ist das Trinken im Stadion nicht erlaubt. Das stellt für mich als fußballbegeisternden Mitteleuropäer, der Fußball, Bratwurst und Bier als Eins versteht, vor noch nie dagewesene Probleme. Da muß ich selbstverständlich wieder die Punkte abziehen, dich ich Mendoza als WM-Austragungort zugesprochen habe.

Und wer es geschafft hat, bis hierhin durchzulesen, sollte jetzt genau aufpassen: Um mir einen neuen Tagesauftrag zu geben erhalten die ersten drei Personen, die mir eine E-Mail mit dem Betreff "Saisonstart ist nur ein anderes Wort für Wiedergeburt" an larswulkow@web.de schreiben, eine Postkarte aus Mendoza geschickt. Also, haut rein in die Tasten! Adresse nicht vergessen!

Hier ein paar Bilder der vergangenen Tage:

Fußball ist unser Leben, König Fußball regiert die Welt! Was unser aller Kaiser Franz Beckenbauer schon zu singen wußte, wußten wohl auch schon die Argentinier und waren 1978 Ausrichter der Fußball-WM. Für die Unwissenden unter Euch: Argentinien besiegte die Niederlande im Finale mit 3:1 und wurde Weltmeister, während Deutschland für zweifelhaften Ruhm mit der "Schande von Cordoba" sorgte, als Deutschland als Weltmeister von 1974 im Vorrundenspiel mit 2:3 gegen Österreich verlor und bereits ebenso wie Österreich in der Vorrunde ausschied. Vergessen wir dieses dunkle Kapitel der Fußball-Geschichte.


Das Stadion von Mendoza


Mendoza am Abend. Im Hintergrund die Anden.


Internationales Grillfest mit einheimischen Spezialitäten...


und selbstgemachten Caipirinha mit Zitronen vom Hostel-eigenen Zitronenbaum


Ein Besuch im Park St. Martin. Hier das Eingangstor...


Palmen gibbet auch...


...im Hintergrund bilden die Anden eine beckenbauerische Kulisse


Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer hat den schönsten See im ganzen Land?


Auf der rechten Seite ist eine südamerikanische Brauspezialität zu erkennen.


Nur wo Museo draufsteht, ist auch Museo drin. Grund genug, das Musem nicht zu besuchen.


Bei dem Spaziergang durch den Park wurde ich noch von diesen beiden Bestien aus Fleisch und Blut angegriffen. Den Angriff dieser Söldner des Todes habe ich jedoch ignoriert und habe sie links liegen lassen...


Entspannung gab es dann für einen halben Tag in einer Natur-Therme. Herrlich umringt von den Anden, verschiedene Thermalbäder mit unterschiedlichen Temperaturen (Originalwärme!) und Sonne pur! Das wird nicht der letzte Besuch dort gewesen sein.


Bevor Fragen auftauchen: Nein, der Typ auf dem Bild bin nicht ich.

Soweit ein kurzer Zwischenbericht. Neues gibt's dann wieder, wenn ich neue Kräfte gesammelt habe.

Bis dahin: hasta luego!

Euer Larsinho