Freitag, 29. Juli 2011

Drogenkontrolle!

Busfahrt nach Irgendwo. Plötzlich werden wir angehalten. Komisch, sieht gar nicht aus wie der Busbahnhof, obwohl man das nie so ganz genau weiß hier in Südamerika. Teilweise sehen die Busbahnhöfe aus wie Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber hier? Und dann mitten auf der Straße? Kurze Zeit später steht auch schon ein uniformierter Polizist im Bus. Wir müssen alle unsere Ausweise zeigen und dann wird der Bus durchsucht. Drogenkontrolle!

Auch 18 Jahre nach dem Tod von Pablo Escobar werden Drogenkontrollen, soweit ich das einschätzen kann, sehr regelmäßig durchgeführt. Wir sehen sehr häufig am Straßenrand Polizisten und Uniformierte, die mit Taschenlampen Autos und LKW's durchleuchten.

Ich bin froh, dass ich nicht der Busfahrer bin, denn würden die Polizisten einen langweiligen Alkoholtest machen würden sie aller Voraussicht nach einen spektakulär hohen Restalkoholwert in meinem Blut finden und ich müßte wie bei Monopoly ohne über Los zu ziehen und 4.000 € einzuheimsen bis zum Rest meines Lebens in Gefängnis gehen. Glücklicherweise bin ich aber nicht der Busfahrer.

Nach 20 Minuten holen die Polizisten sechs oder mehr schwarze Tüten aus dem Bus. Einer der Gäste scheint zunehmend nervös zu sein. Glücklicherweise sitzt dieser Mann - wie sollte es auch anders sein? - genau neben mir. Ich bin aber auch ein Glückspilz! Wenn sich also die Polizei und dieser vermeintlicher Drogendealer entscheiden sollte, sich im Bus mit Waffengewalt zu beschießen, dann sitze ich immerhin direkt neben ihm. Was mich auf der anderen Seite allerdings wieder etwas beunruhigt. Je länger wir im Bus sitzen bleiben desto nervöser wird der Mann neben mir. Hat er wirklich so viele Drogen als Handgepäck dabei? Kann man wirklich so dämlich sein bei den vielen offensichtlichen Kontrollen, die nicht zu übersehen sind?

Dann kommt einer der Polizisten wieder in den Bus und bittet den Mann, mit nach draußen zu kommen. Der Typ wird nicht gerade ruhiger, als der Polizist ihn auffordert, den Bus zu verlassen. Wo könnte er seine Waffe versteckt haben? denke ich mir. Es ist nix zu sehen. Er folgt dem Polizist nach draußen. Weitere lange Minuten vergehen und der Bus bewegt sich nicht. Wir hören auch keine Schüsse oder Geschrei. Alles ruhig.

Nach ca. 20 Minuten kommt der Mann wieder zurück. Wie mir unsere venezuelanische Reisebegleitung übersetzt, wollen die Polizisten nur Geld von dem Typ. Keine Drogen, keine Schießerei, keine Kamerateams. Nur Abzocke. Falscher Alarm.

Spannend war's trotzdem.

Euer Don Larsinho

Relaxen in Cartagena

Die Fahrt nach Kolumbien war wie schon erwähnt von der landschaftlichen Seite schöner anzuschauen als beispielsweise meine Heimatstadt Dillenburg oder Köln-Mülheim. Im Hinblick auf Abenteuergeschichten eignet sich eigentlich auch schon eine ganz normal Busfahrt mit schwitzenden Kolumbianern in einem überfüllten Bus. Wie immer hatte ich das exklusive Glück gepachtet, neben einer Einheimischen zu sitzen, für die die Worte "Chanel No. 5" oder einfach auch nur "Seife" ebenso fremd ist wie das Wort "clean" bei Amy Winhouse. Nun, beides ist jetzt Geschichte.

An Amy Winhouse wird man sich vermutlich auch noch in zehn Jahren erinnern, an die stinkende Frau mit dem Parfum der Sorte "Stinkt wie ein toter Hund", dafür aber selbstgemacht, werde ich mich nicht mehr erinnern. Hoffentlich.

Nachdem wir den stinkenden Bus nach vierstündiger Fahrt endlich verlassen durften und uns ganz kostenlos an der frischen heißen Luft Cartagenas erfreut haben, ging es nach einem kurzen Irrlauf, vorbei an einem betrunkenen schattenboxenden Kolumbianer sowie seinen zwei nicht weniger ebenso überraschend dreinblickenden Freunden, ins drittbeste Hostel.

Nachdem wir alle Formalitäten geklärt hatten, und ich als Beruf "Astronaut" angegeben habe, ging es ab in die Altstadt. Endlich bin ich in einer Stadt gelandet, die die Worte "südamerikanisches Flair" widergeben. Wir gehen durch die Straßen der Altstadt. Aus nahezu jeder Kneipe oder Bar hören wir Salsa-Musik, die Leute tanzen in den Clubs und auf der Straße und die hiesige Damenwelt präsentiert sich weniger im Rucksack-Reise-Outfit (also grüne Hose, Funktionsshirt, Flip Flops) sondern mehr in elegantem Dress.

Fast werde ich von der Salsa-Musik, den rhythmischen Klängen, dem tanzenden Volk sowie dem Mondschein indoktriniert, fange aber mein Bewußtsein für den Bruchteil einer Sekunde wieder auf und versichere mich bei meinen Beinen, dass sie nicht tanzen. Puh, das ging gerade noch einmal gut. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn sich der 1,92 Meter große Larsinho zu der schnellen Salsamusik versucht zu bewegen. Das letzte Mal, als ich zum Salsa-Tanzen aufgefordert wurde, ist zwar schon gut drei Monate her, aber es hatte einen wichtigen Grund, warum ich nach einer Stunde aufgehört habe zu tanzen. Gut, in diesem Fall war es die Happy Hour, die mich kurzerhand wie hypnotisiert an die Theke hat wandern lassen. Aber Salsa zu tanzen ohne eine gehörige Portion Alkohol im Blut und ohne zu wissen, was das linke Bein neben dem rechten Bein machen soll, macht keinen Sinn.

Und so stehen Sven und ich, offensichtlich Touristen, Gringos - wie sie uns hier nennen, an der Seite und genießen den Blick auf das Panorama, die tanzende Damenwelt und das kühle Bier.

Das Tor zur Altstadt. Dahinter verbirgt sich jede Menge südamerikanisches Flair.


Oooooch, dat is aber schön. Richtig. Hätte man hier einen Sinn für Romantik wäre man hier genau richtig. Auch richtig, hätte...


Die Altstadt in Cartagena. Schön wie ein frisch gezapftes Bier.


Ach ja, und wie in jedem Ort gibt's auch hier ne Kirche:




Und bei Tageslicht sieht die Welt wieder ganz anders aus, wobei diese Gegend nicht in der schönen Altstadt war:


Dieses hier hingegen schon:


Optische Täuschung könnte man meinen...


...aber von einem anderen Blickwinkel sieht die Skulptur wieder ganz anders aus:


In Cartagena ist es so heiß, dass wir uns einen Tag in ein anderes Hotel gehen, um uns am Pool zu erholen:


...und wo ich spontan Freundschaft schließe mit einem Papagei.


Und was wäre ein Besuch in einer der schönsten Städte Kolumbiens, wenn es nicht dort auch etwas zu feiern gibt. Und wenn ich es bin, der sich selbst feiert. Na dann: Prost, Lars!


Endlich kam ich mal wieder dazu, den Blog zu aktualisieren. Es ist in der letzten Zeit nicht immer einfach, sich Zeit zu nehmen, Bilder zu durchforsten und etwas halbwegs Gescheites zu zeigen. Denn manchmal geht man einfach nur durch die Straßen, hat aber seinen Fotoapparat vergessen.

Vielleicht gibt's ab jetzt wieder regelmäßig was zum Lesen ;-)

Euer Larsinho, der noch 48 Tage hat, bis sich Deutschland und der Rest der Welt auf die Rückkehr vom verlorenen Sohn freuen kann. Und ja, Mutter, ich komm zuerst zu dir!

Sonntag, 24. Juli 2011

Da liegt der Hund begraben

Wir sind in Medellin angekommen. Es ist halb sieben Uhr morgens. Warm, fast zu warm, um mit den schweren Rucksäcken durch die Stadt zu gehen und das Hostel zu suchen. Nachdem wir ein Hotel gefunden haben, Geraldine ihnen erzählt hat, dass wir noch nicht wissen, ob wir einen Tag bleiben oder noch am gleichen Abend weiter gen Cartagena ziehen, geben wir das Gepäck ab und machen uns in die Stadt. WIR wissen, dass wir nur einen Tag in Medellin haben und suchen uns ein paar touristische Tagesziele.

Wir machen halt an den großen Skulpturen...


...suchen uns ein Platz im Schatten und nehmen die Metro, die weit moderner, zuverlässiger und bei den hohen Temperaturen kühler ist als das Kölner Pendant. Wir haben ein Ziel, fragen die zwei sehr jungen Polizisten, ob die Gegend, wo wir hin möchten, auch sicher ist. Einer der beiden Polizisten zögert. "Depende" sagt der eine. Hängt davon ab...Mit dieser Info können wir nicht wirklich viel anfangen, fragen weiter nach dem Bus und nur Minuten später sitzen wir in einem dieser fliegenden Taxen. Nach zehn Minuten Fahrt sind wir am Ziel angekommen. Am Eingang verkaufen Händler Blumen.

Fragt man die ärmere Hälfte der Bevölkerung nach ihm, was wir aus Sicherheitsgründen nicht getan haben, so predigen sie ihn fast als Heiligen. Er baute Schulen, Krankenhhäuser, Sozialwohnungen und das hiesige Stadion ist mit seinen Geldern erbaut. Er ließ sich 1982 als Abgeordneter in den kolumbianischen Kongreß wählen. Er war Vertreter der liberalen Partei, befand sich auf dem Gipfel seiner Popularität und wurde als „Robin Hood" gefeiert.

Für den Rest der Welt war er der größte Drogendealer der Geschichte, der erste, der den Drogenschmuggel industrialisierte, ein Massenmörder, der - glaubt man Wikipedia - für den Tod von 457 Polizisten, 30 Richter und über 150 Auftragsmorde verantwortlich war, darunter drei Präsidentschaftskandidaten. In den 80er Jahren war er für eine wöchentliche Mordrate von 20 Personen verantwortlich. 1984 war er der erfolgreichste Kokainhändler der Welt, er hatte große Teile des Kokainmarktes unter Kontrolle (80 Prozent in Kolumbien). 1989 war er laut Forbes Magazine mit einem Privatvermögen von 2,7 Milliarden US Dollar der siebtreichste Mann der Welt und kontrollierte 80 Prozent des internationalen Kokainmarktes. Er starb, als eine US-Kolumbianische Elite-Einheit ihn bei einer Razzia in Medellín im Alter von nur 44 Jahren erschoss. An seiner Beerdigung nahmen über 20.000 Menschen teil.

Sein Grab auf dem Friedhof auf einer kleinen Anhöhe neben der Kirche entdecken wir, als ein paar Touristen Fotos von seinem Grab machen. 18 Jahre später ist er nur noch Teil der Geschichte Medellins, immerhin noch gut genug für ein Foto und eine Geschichte, die man späte zu Hause erzählen kann.

Sein Grab ist weniger spektakulär als ich erwartete. Ich erwartete, dass treue Anhänger von ihm noch immer aus Ehre Wache halten, was 18 Jahre nach seinem Tod natürlich Quatsch ist. Aber "Der Pate" und die anderen Mafiafilme haben in mir ein cineastisches Bild eines Paten geprägt, dessen Realität jedoch weit entfernt ist, zumindest, was das Grab angeht. Etwas enttäuscht stehen wir dann vor seinem Grab.

Und hier liegt der Hund begraben: Pablo Escobar.



Weitere Infos gibt's hier bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Pablo_Escobar

Euer Larsinho

Willkommen im Land der Drogen

Kolumbien. Bekannt für seinen Status als Export-Weltmeister in Sachen Drogen. Bekannt dafür, dass die Plastische Chirurgie auch hier nicht aufgehalten wurde. Bekannt für...was noch? Ich habe keine Ahnung, was mich hier in Kolumbien erwartet. Aber jeder, den ich auf meiner Reise bisher getroffen habe, und der bereits das Land bereist hat, ist begeistert von Kolumbien.

Komischerweise schwärmt jeder männlicher Erzähler von den weiblichen Schönheiten Kolumbiens. Na also! Wenn ich noch einen Grund gesucht habe, nach Kolumbien zu reisen, dann habe ich ihn hiermit gefunden. Also auf nach Kolumbien!

Hier ein paar Bilder aus Kolumbien:


Die Busfahrt nach Kolumbien ist spektakulärer als die Tatsache, dass ich "nur" noch gut sieben Wochen hier in Südamerika habe.


Anden. Anden und nochmals die Anden. Die fünfstündige Fahrt in dem Bus ist nicht minder langweilig, da auch dieser Busfahrer versucht, eine neue persönliche Bestzeit aufzustellen und nebenbei können wir immerhin die Naturschönheit Kolumbiens genießen.


Irgendwann abends erreichen wir dann Quito, die Hauptstadt Ecuadors. Wir haben nicht viel Zeit für Quito, haben wir doch eine Mission zu erfüllen: Cartagena. Die Millionstadt an der Nordküste Kolumbiens, wo ich mit Sven und Geraldine schnellstmöglich hinmöchte. Die Karibik ruft.


Und dennoch haben wir Zeit für einen kleinen Stadtrundgang. Das, was so aussieht wie der Kölner Dom, ist nur eine billige Kopie des Kölner Originals. Wat soll er denn woanders? Dat gibt doch keeeinen Sinn!


Quito. Innenstadt. Von Drogendealern ist hier auf den Straßen Quitos nix zu sehen.


Zwischendurch ist noch Zeit für einen Popel-Schnappschuß...


...und mit einem Blick auf den Plaza de la Irgendwas verabschieden wir uns aus Quito.

Euer Larsinho

Samstag, 23. Juli 2011

God gave Rock'n'Roll to you

Die Rock-Opas von KISS haben es schon immer gewußt: God gave Rock'n'Roll to you. Dessen war ich mir schon immer ziemlich sicher, ist doch die Gitarre und ein ordentliches Schlagzeug das A und O für gute Musik. Grund genug, eine der heiligen Hallen, die sich Kirchen nennen, aufzusuchen und ein kurzes "unplugged"-Konzert zu geben.

Ich darf an dieser Stelle kurz den Konzertort sowie meine Bandmitglieder vorstellen:


Der Konzertsaal sieht von außen aus wie eine Kirche...


...und auch von innen erweckt das Interieur den Eindruck einer Kirche. Das Besondere an diesem Konzertort: er ist in den Berg hineingebaut.

Und hier meine Bandmitglieder:


Am Schlagzeug die teuflisch gut spielende Maria. Schon seit Jahrhunderten begeistert sie die Massen mit spektakulären Schlagzeug-Solis.


An der Gitarre spielt "Evil Eva". Schon früher war sie bekannt dafür, gegen den Strom gelebt zu haben, was u.a. dazu führte, daß Sie aus dem Paradies geschmissen wurde. Kein Grund zur Panik für "Evil Eva", denn in den Proberäumen fühlte sie sich ohnehin viel wohler.


Ich gebe ihr kurz noch ein paar Tipps, wie sie die Massen zum Schreien bringt und dann stimmt der Hofkapellmeister auch schon ein:


Das einzige Lied des Abends ist der KISS-Klassiker "God gave Rock'n'Roll to you" und wir legen los:

God gave rock & roll to you gave rock & roll to you
put it in the soul of everyone.


Die Fans sind außer Rand und Band und tanzen wild, hemmungslos aber engelsgleich.


Als wir die letzten Zeilen des Liedes singen ist die Zwei-Engel-Tanz-Fangruppe außer sich und wirft mir BHs und Slips auf die Bühne. Nach dem Konzert gebe ich beiden eine Chance, sich mir persönlich vorzustellen, ziehe es aber vor, mir eine andere Belohnung zu gönnen:


Und so verabschieden wir uns aus Ipeales, dem Ort, wo Gott Rock'n'Roll berühmt gemacht hat:


Euer Larsinho

Freitag, 22. Juli 2011

Revolution!

Da stand er nun vor uns, in seiner Polizistenuniform und grinste uns mit seiner blauen Zahnspange an. Die rechte Hand immer an der Schrotflinte. Sollten Revolutionäre jemals dieses Polizeigebäude in dieser kolumbianischen Stadt Pasto stürmen wollen wäre dieser Jungpolizist aller Voraussicht nach das erste Opfer. Aber weiß das schon so genau. Und außerdem wollten wir auch nur nach dem Weg fragen. Und einen Brocken Englisch wollte der Polizist noch von uns lernen. "Hello" haben wir ihm binnen einer Sekunde beigebracht und machten uns in Richtung Markt.

In der Zwischenzeit hat sich Geraldine, eine gebürtige Venezuelanerin, die in Miami wohnt, zu unserer kleinen Reisegruppe gesellt und fragt den Polizisten nach dem Weg zum Markt. Der Markt ist nur ein paar Meter weiter, nix Besonderes, Früchte und frisches Fleisch kann man hier kaufen und ab und zu läuft einem ein breit dreinblickender Kolumbianer über den Weg.

Als wir auf dem Rückweg den Polizisten wieder treffen, kommt uns eine ganz uns gar lustige Idee, dem kolumbianischen Polizisten drei weitere Worte beizubringen. Wir sagten ihm, dass er die geballte Faust in den Himmel strecken müsse und erzählten ihm, dass die spanische Übersetzung so etwas heißt wie "Auf geht's zur Party" oder "Jetzt machen wir einen drauf!".

Nach drei Versuchen stand er also wieder vor uns. Die rechte Hand immer noch an der Schrotflinte, die linke Hand geballt und in die Luft gestreckt, die blaue Zahnspange strahlte über seine weißen Zähne und völlig euphorisiert, Englisch gelernt zu haben, sprach er die drei magischen Worte: FUCK THE SYSTEM!!!


Inspiriert von diesem Graffitti vor unserem Hostel haben wir dem Polizisten drei neue englische Worte beigebracht. Links unsere neue und spanisch-sprechende Reisebegleitung Geraldine und rechts der euch nicht unbekannte Larsinho.

Samstag, 16. Juli 2011

Bloß weg von hier

8 Tage. 7 Nächte. 1 Partytruppe und verdammt viel Spaß! Nach acht Tagen ununterbrochener Party in der inoffiziellen Party-Hauptstadt Ecuadors Banos muss ich mich weg von dieser Stadt machen. Als ich gestern in unserer Stammkneipe, Jack Rocks Pub, vom DJ hinter die Theke gebeten wurde, um Musik zu machen, war mir eines klar: Sollte ich das Ziel haben, in kürzester Zeit erster Vorsitzender der Offiziellen Alkoholiker zu werden sollte ich hier bleiben. Da meine Leber aber irgendwann auch an seine Grenzen stoßen würde mache ich mich gemeinsam mit Sven heute in Richtung Quito. Denn Quito ist bekannt als die offizielle Party-Hauptstadt und sicherlich wartet man bereits auf uns.


Preisgekrönt, legendär und unschlagbar: Die internationale Partytruppe, bestehend aus (v.l.n.r.): Tracy und Dylan aus den USA (kaum zu glauben, aber wahr: Mutter und Sohnemann auf Reisen. Beide sind Vegetarier. Aus Dylan haben wir dann einen normalen Mann gemacht und ihn dazu gebracht, das erste Mal in seinem Leben ein Stück Fleisch zu essen!!!), Sven aus der Schweiz, Sam aus Australien (der eigentlich wie wir schon vor zwei Tagen raus aus Banos wollte und gestern in der Kneipe sein Busticket gegessen hat und seinen Aufenthalt um eine Nacht verlängert hat) und dem ofmals kopierten, nie erreichten Larsinho.


...und natürlich Thomas! Mit Abstand einer der krankesten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe. Kann man nicht beschreiben. Muß man erlebt haben.

Ein bißchen Wehmut ist beim Abschied schon mit dabei. Ich könnte locker noch weitere Nächte hier in Banos verbringen und zum offiziellen Party-Botschafter der Stadt werden, wenn ich es nicht schon längst bin. Aber es ist Zeit, weiter zu reisen.


Das ist sie, die Stadt der Party-Träume. Banos.

Bis bald

Euer Larsinho

Dienstag, 12. Juli 2011

30 Meter bis zum Ziel oder: Die Eselsbrücke

Nachdem mich der Regen in den letzten Tagen hier in Banos zu wenig Aktionen ermutigen konnte hat uns Petrus gestern einen Tag fast ohne Regen geschenkt. Grund genug, Sven, den Schweizer einzupacken, uns einen Buggy zu mieten und als Easy Rider durch die Gegend zu fahren.


Ein Mann und seine Maschine. In der Hoffnung, ein Höllengefährt vom Teufel persönlich gemietet zu haben wurde ich schon nach den ersten Metern etwas enttäusch. Es ist nicht wie erhofft eine 300 PS-Schleuder, mit der ich durch die Gegend heizen kann. Dennoch habe ich den roten Blitz an seine technischen Grenzen getrieben. Ziel war die von mir selbst ernannte "Eselsbrücke".


Überall Wald, Grün, Wald, Grün und in der Mitte entspringt ein Fluß.


Wir erreichen die Eselsbrücke. Gefühlte 540.000 Meter tief, gemacht für echte Männer wie mich, die sich an zwei Seilen die Brücke hinterstürzen und sich einen kleinen Adrenalinkick für zwischendurch holen wollen. Die Frage, ob ich das wirklich machen soll habe ich so schnell entschieden wie die Frage, ob Silikonbrüste nun sinnvoll sind oder nicht.

Fertig eingepackt und sprungbereit geht's gleich los. Juhuu! Ich gebe noch einen kurzen Appell an meinen Körper, das Adrenalin bereit zu halten und marschiere in Richtung Brücke.


Ich bin bereit zum Absprung. Nach einer kurzen Einweisung stehe ich oben auf der Brücke. Unter mir ein reißender Strom, links und rechts grüßen die Felsen. In der Zwischenzeit hält ein Bus voller Kinder und ERWARTEN meinen Sprung, zücken noch schnell die Kameras, um den mutigsten Mann der Welt, mich, zu filmen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich winke den Kindern noch kurz zu und denke mir, wenn ihr auch einmal so mutig sein wollt wie ich müßt ihr nur noch eure Eltern davon zu überzeugen, von dieser Brücke zu springen. Aber das ist in diesem Moment nicht mein Problem. Ich bete noch ein kurzes Stoßgebet auf die Sicherheit der beiden Seile und dann zählt der Typ auch schon runter. Are you ready? Ja, ich bin fertig. Er zählt: Drei. Zwei. Eins.

Dreißig Meter bis bis zum Ziel.
Ich glaub, ich mach die Augen zu, damit ich es nicht seh.
Denn da unten dieser Fels, der macht mir 'n bisschen Sorgen.
Ich könnt' jetzt noch spazierengehn, verschieb den Sprung auf morgen oder so.
Wo bleiben die Fotografen, ob's Günther Jauch wohl auch schon weiß?
Wollen die meinen Sprung verschlafen, filmen sonst doch jeden Scheiß!
Runter muss ich eh, ob ich nun springe oder geh.
Weil ich jetzt schon stundenlang mit dem Buggy im Halteverbot steh'.

Ich springe ab, die Felsen unter mir.
Der Magen schreit, der Körper rebelliert.
20 Meter, 19 Meter, 18 Meter - WOOOOW!
Es gibt ein Leben nach dem Tod, das weiß ich ganz genau.
Und die Erde, sie kommt näher, und mein Puls er schlägt jetzt höher.
15 Meter, 14 Meter, 13 Meter. Zack!
Das Seil hält und weiter runter geht's bergab.
Und das Adrenalin, jetzt spüre ich's im Blut.
Wie geil ist das! Mensch, wie tut das gut!
Dann ist's auch schon vorbei, ich mach ein' letzten Schrei.
Und freue mich: ICH WAR DABEI!

Hier gibt's das Vorher/Nachher-Video:



Soviel vom mutigsten Mann der Welt

Euer Larsinho

Sonntag, 10. Juli 2011

Eine Stadt namens Toilette

Was führt mich in eine Stadt, die übersetzt "Toilette" heißt? So richtig wußte ich nicht, was es hier gibt, in Banos. Ob die Stadt so scheiße ist wie der Stadtname vermuten läßt muß ich nun also selbst herausfinden, denn einmal mehr habe ich einer Empfehlung einer Reisenden vertraut und bin, weil ich selbst zu faul bin, meine Reise selbst zu organisieren, mehr blind als geplant mit dem Bus ab in Richtung Banos. Kurz nachdem ein kleines Mädchen ihren gesamtem Mageninhalt auf dem Boden des Busses verteilt hat und mich nur um Milimeter verfehlt hat bin ich dann angekommen in Banos.

Die zufällige Auswahl des Hostels, in dem ich abgestiegen bin, hat sich schnell als Glücksfall erwiesen, denn schon am ersten Abend habe ich eine Menge lustiger und teils sehr trinkfreudiger Leute kennengelernt. Wenn ich hier nicht richtig bin - wo dann? Darunter zwei nette Kanadierinnen, die leider heute morgen weitergereist sind, zwei Israelis, die für eine weitere freundliche Überraschung gesorgt haben, ein Amerikaner, ein paar Holländer, ein paar sehr trinkfreudige Australier, die fast nicht zu verstehen sind und Sven aus der Schweiz.

Petrus im Himmel muß ein Heidenspaß haben, die Stadt Banos mit Regen zu versorgen und so blieb mir in den letzten zwei Tagen nix anderes übrig, als mit den anderen Trinkspiele zu spielen und diverse Kneipen zu besuchen.

Es ist also nix Aufregendes passiert in den letzten beiden Tagen. Auf der Suche nach Abenteuer muß ich mich noch etwas gedulden, bis das Wetter mitspielt.


Sven und ich beim Besuch einer Kneipe, wo wir uns eines der langweiligsten Spiele der Copa America, Ecuador gegen Venezuela, angeschaut haben. Ecuador verliert 0:1, ein Fan daraufhin sein Trikot.


Für ein kurzfristiges Tages-Hoch sorgt ein Bayern-Fanschal in "Sam Rocks Pub". Wieder einmal der Beweis, dass der ruhmreiche FC Bayern Fans auf der ganzen Welt hat. Ich halte kurz inne, erinnere mich an die schönsten Momente des FC Bayern und verlasse nach einer Woche die Kneipe.

Das wars in Kürze aus "Toilette". Mehr gibts dann in Kürze!

Euer Bier trinkender Bayernfan
Larsinho

Samstag, 9. Juli 2011

Moby Dick, komm Mittach!

9.30 Uhr, Ecuador, Hostel

Ich frage den einem Indianer nicht unähnlich aussehende Inhaber oder Angestellte des Hostels, ob noch Plätze frei sind für das Whale Watching. Von Alix, der einzigen Französin ohne diesen reizenden Akzent, habe ich erfahren, dass sie nur 16 $ bezahlt hat. Als er mir als Preis 25 $ nennt lächle ich nickend nett und zeige auf Alix, warte eine kurze dramatische Kunstpause ab uns sage "16", um ihm zu signalisieren, dass ich WEISS, dass er mich über den Tisch ziehen wollte und denke mir, dass es reicht, wenn in Italien jeder über den Tisch gezogen wird. Da er nun offensichtlich registriert hat, dass ich zur klügeren Gattung Mensch zähle lächelt er verlegen und wartet darauf, dass ich ihm das Geld gebe. Gebucht!

10.20 Uhr, im Hostel:
Wie immer preußisch pünktlich warten wir darauf, abgeholt zu werden. 25 Minuten später ist der Typ endlich da, wir marschieren zum Boot.

11 Uhr, auf dem Boot:
Es geht los. Zusammen mit ca. 15 anderen sitze ich in einem Boot und wir machen uns auf. Der Ort, wo Wale gesichtet werden, ist weeeeit draußen. Offensichtlich scheint dem Jungspunt, der unser Boot lenkt, es eilig zu haben, denn wir fahren mit einem Höllentempo über den Ozean. Die erste Stunde genießen wir alle die rasante Bootfahrt. Es macht Spaß, ist schnell und hier und da kriege ich ein paar Tropfen Wasser ab. Das Boot knallt aufgrund der teilweise hohen Wellen hart wie Kruppstahl auf das Wasser.

Einigen im Boot vergeht so langsam aber sicher der Spaß an der Formel-1-Wasserfahrt und auch ich verliere so langsam aber sicher meine gute Laune. Was insbesondere daran liegt, da mir auffällt, dass bereits einige (!) rostige Stellen und Risse (!) auf den Bänken, auf den wir sitzen, zu sehen sind. Statt auf dem Meer nach Walen ausschau zu halten konzentriert sich mein Blick auf die gegenüberliegende Bank, deren Riss zwar nicht größer wird, aber mich dennoch etwas ablenkt vom ursprünglichen Plan, Wale zu gucken. Ob es das wirklich wert war, vier Dollar zu sparen? frage ich mich, nachdem ich gemerkt habe, dass auch unsere Sitzbank von einer riesen rostigen Bruchstelle befallen ist. Die Antwort ist: Nein.

Dem Captain scheinen die nicht mehr lachenden Gesichter nicht aufzufallen, sonst hätte er wahrscheinlich das Tempo reduziert. Wir fliegen nahezu seit über zwei Stunden über das Meer, von Moby Dick ist weit und breit nix zu sehen. Dass wir Wale sehen ist garantiert, hat man mir versichert. Na, super, denke ich, garantiert sind wir die Einzigen, die keine Wale sehen werden.
Nach einer weiteren halben Stunde Irrfahrt über das Meer treffen wir auf ein anderes Boot. Ein gutes Zeichen hoffe ich. Und dann sehen wir tatsächlich den ersten Wal.

Wir stehen wie eine Horde irre gewordene Japaner mit unseren geladenen Kameras und schießen Fotos am laufenden Band. Binnen Sekunden macht das Boot tausende Fotos. Wir folgen dem Wal und hoffen, dass wir den Wal nochmal zu Gesicht bekommen. Springt aus dem Wasser, macht ein paar coole Sachen oder schießt eine Wasserfontäne aus eurem Rücken! Denn dafür bin ich hier.
Doch Moby Dick will meine Bitte nicht hören. Zwar ist in der Zwischenzeit anscheinend Frau Moby Dick dazugeschwommen, trotzdem will keiner der beiden auch nur ansatzweise spektakulär aus dem Wasser springen. Ne Flosse! Zeig mir wenigstens deine Flosse! Damit ich wenigstens ein richtig cooles Foto machen kann. Danke:


Hier ein Teil vom Wal. War schon ziemlich cool.


Zirka fünf Meter neben uns schwimmt er, der Moby Dick!


Lenken wird völlig überbewertet. Das hat sich auch unser Captain diverse Male gedacht und hat das Boot einfach so fahren lassen.

Als der Wal wieder im Wasser verschwindet suche ich den Horizont nach weiteren Walen ab. Dann sehe ich in weiter Ferne, wie tatsächlich ein Wal aus dem Wasser springt. Leider viel zu weit weg und viel zu schnell für mich, als dass ich davon ein Foto machen kann. Und dennoch: Der Sprung aus dem Wasser sieht fast so gut aus wie ich, wenn ich beim Badminton den Hallenboden mit einem eingesprungen nicht minder spektakulären Schmetterball Freund oder Feind zur Verzweiflung bringe.

Leider warten wir im Boot alle vergeblich darauf, dass Moby Dick aus dem Wasser springt und so verlasse ich so enttäuscht das Boot wie meine geschlagenen Gegner (wie z.B. Marc und Christos) das Spielfeld.

PS: Das Schreiben dieses Textes gestaltete sich etwas schwierig, da ich in einem Bus auf einer Berg- und Talfahrt unterwegs bin, die dicke Frau neben mir leider immer wieder auf meine Seite rutscht und einen Platz weiter Vatter und Mutter gekonnt lautstark einen Maiskolben wahrlich fressen und so die Lautstärke des Fernsehers locker übertönt während ich parallel bete, dass der Busfahrer etwas von seinem Handwerk versteht wir nicht die hundert Meter Abhang runterfallen. Immernin gibt es hier Leitplanken.

Euer Larsinho

Donnerstag, 7. Juli 2011

Tag 7 auf den Galapagos Inseln: Another day in paradise

Als wir auf der letzten Insel unserer Reise ankommen entwischt mir ein kurzes „wow!“. Wie gestern beim Frühstück, als Adam es mal wieder geschafft hat, während des Essens Geräusche zu machen, die jedweden Erziehungsansprüchen widersprechen und für einen neuen Lautstärkerekord an Board gesorgt hat. Offensichtlich hat das israelische Militär es in den letzten drei Jahren zwar geschafft, einen Killer aus Adam zu machen, aber ihm vergessen beizubringen, wie man a) RICHTIG mit Messer und Gabel ißt und b) dabei keine Geräusche zu machen, die auf den anderen Inseln immer noch zu hören sind.

Und dennoch hatte dieses „wow!“ etwas Positives. Die Insel ist ein kleines Träumchen, eine Art „Tor des Monats“ der Inseln. Wir staunen über schneeweiße Strände, kristallklares Wasser und Sonne. Leider haben wir nicht viel Zeit, das malerische Ambiente zu genießen und so nutze ich die Zeit für versteckte Foto-Botschaften:


Suche die Botschaft, es ist nicht sooo schwer.


Einen lieben Familiengruß nach Hause!


Fast wie im...

Nachdem wir sieben Tage nicht wirklich durchschlafen konnten, weil das Schiff ähnlich der Spielweise des FC Barcelona von rechts nach links, von links nach rechts und von hinten nach vorne geht ist es nahezu unmöglich, zwei Stunden am Stück zu schlafen. Und so freue ich mich auf eine Nacht in einem Bett, dass sich nicht bewegt, sodaß ich endlich mal wieder durchschlafen kann. Trotzdem gibt es keinen Grund zu Beschwerde, denn unser Schiffskoch hat uns die letzten sieben Tage lang drei Mahlzeiten auf den Tisch gezaubert, die meine Mutter nicht hätte besser machen können, was man allerdings aufgrund des horrenden Preises für die Reise auch erwarten darf.


Zwischendurch besuchen wir noch eine Schildkrötenfarm und sind Zeuge von Schildkrötensex.


Warum das Schildkröten-Center dieses Bild genommen hat ist auch unserem Guide Carmen unklar und etwas peinlich...


Irgendwie kann man sich an der Insel nicht satt sehen.


...und so staune ich und mache ein Foto nach dem anderen.


...hier ein Foto mit Postkarten-Charakter.


...und ein weiteres Kult-Foto.


Zurück an Board nehme ich wieder das Steuer in die Hand, singe Seemannslieder und das Glücksradlied.


Den Rest des Tages genieße ich mal wieder gemeinsam mit Lee und Kim aus Israel...


Einmal im Netz gefangen lasse ich Lee nicht mehr los.

Und so verabschiede ich mich von den Galapagos Inseln. Es war schön, interessant, sonnig, wolkig, lustig und paradiesisch, aber vor allem teuer.

Alles in allem sind die Galapagos Inseln eine Reise wert, wobei ich nicht noch einmal sieben Nächte buchen würde, es sei denn, sie lassen mich, Lee und Kim und eine Kiste Bier auf einer der unbewohnten Inseln raus…Obwohl, ich hab es mir doch anders überlegt:


Euer Larsinho