Freitag, 22. April 2011

Umwege erweitern die Ortskenntnis oder: Hätt ich doch einen Panzer!

"Unser Hostel liegt nur 100 Meter vom Busterminal entfernt" schreibt das Internet. Super! Genau das nehm ich! Nach 200 Metern frage ich die ersten Einheimischen nach der Straße. Drei Blocks weiter? Kein Problem! Na gut, bei McDonald's schummeln die auch immer ein bißchen auf den Autobahnen (nur 3 Minuten nach der ersten Ausfahrt). Also weiter, Larsinho!
Nach 20 Minuten und diversen verlorenen Momenten der Verwunderung macht sich der schwere Rucksack bemerkbar. Die Straße muß doch hier irgendwo sein...hm, frag ich halt nochmal. Wie bitte? Acht Blocks geradeaus? Das wären dann ja schon elf Blocks und nicht 100m. Ok, Umwege erweitern die Ortskenntnis.
Nur keine Schwäche anmerken lassen. Du bist hier mit 1,92m offensichtlich der größte Mensch in Santiago, also auch der Stärkste! Du kannst hier jetzt nicht schlapp machen. Puh, erstmal ne kurze Pause machen. Komisch, sowohl das T-Shirt als auch das Hemd sind komplett durchgeschwitzt. Aber ich bin ja gleich da...


Denkste! Auf dem Bild ist kaum zu erkennen, dass mir so langsam ABER SICHER der Spaß an der ungewollten Stadtführung vergeht, aber es ist die nackte Wahrheit.

Glücklicherweise fiel mir ein, dass ich von der Karte im Internet ein Foto gemacht habe, da guck ich jetzt schnell nach, wo ich lang muß. Nein...bitte! NICHT jetzt! Noch bevor ich "Akku schwach" sehen kann verabschiedet sich meine Kamera zur guten Nacht. Neeein möchte ich laut losschreien! NICHT JETZT! Zu spät. Ha! Ich hab die andere Kamera ja auch im Rucksack. Also schnell die Speicherkarte wechseln und gucken, wo es lang geht. Prima, bei der Gelegenheit kann ich schnell mein Hemd auswringen.
Nach einem weiteren Irrweg und weiteren anstrengenden Wegen durch Santiago bin ich offensichtlich zu weit gelaufen und auf der falschen Straßenseite entlang marschiert. Also zurück. In vier Blocks müßte ich da sein...und siehe da! Da ist es! Freude schöner Götterfunken möchte ich singen, als mir auffällt, dass das Hostel wohl nicht mehr existiert. Türen zu, davor hängt ein dickes Schloß. Das Hostel ist kein Hostel mehr.
Ich lasse mich auf der nahe liegenden Bank nieder und verfluche das gesamte Universum. Spontan fallen mir diverse Szenen von Kriegsfilmen ein, wo Panzerbatallione ganze Städte niedermachen. Hätte ich jetzt einen Panzer, würde ich dieses Haus mit allen erdenklichen Waffen dem Erdboden gleichmachen. Zweimal.
Ich suche mir ein Restaurant, das Internetzugang hat, bestelle nichts außer dem Wunsch nach einer schnellen Ankunft im Hostel, rufe mir ein spottbilliges Taxi und komme im Hostel an. Juchu! Es ist ein Bett frei, gebucht! Zufällig kommt in dieser Sekunde das australische Pärchen die Tür rein, die ich vor einer Woche in Mendoza in meinem Zimmer hatte. Was für ein Zufall. Willkommen in Santiago de Chile!


Die Begrüßung am Bus-Terminal liest sich nicht schlecht.


Gestern stand eine Stadtour auf dem Programm. Hier der Arbeitsplatz des Präsidenten.


Der Plaza de Armas


Hohe Graffittikunst


Ein stadtbekannter Wahnsinniger, der auf einer Hauptverkehrsstraße um Geld bettelt.


In Chile gehören Cafés zum Alltag. Diverse Cafés, wie das im Hintergrund, sind bekannt als "Café con legs", Kaffee mit Beinen. Das heißt folgendes: Die Kaffees kosten in diesen Cafés ca. 5 - 6 Euro. Dafür bedienen Mädels in kurzem Kleid und die Business-Kunden gehen nach einer kurzen Kaffeepause gut gelaunt zum Arbeitsplatz zurück. In einer "Happy Minute" werden dann für eine Minute die Fenster geschlossen, die Mädels ziehen sich mehr oder weniger ganz aus und das Spektakel ist nach viel zu kurzer Zeit wieder vorbei. Diese Kaffees gibt es hier in Chile nicht selten. Eine Geschäftsidee, die dringend nach Deutschland importiert werden sollte.

2 Kommentare:

  1. Also ich muss sagen, die Cafés con legs sind ne gute Geschäftsidee.. ;D

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  2. Wenn Du wieder da bist, sollten wir uns mal über eine Firmengründung unterhalten ;-)

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