Sonntag, 3. April 2011

Kapitän zur See

Wenn man wie ich den ganzen Tag mehr oder weniger nichts macht verliert man so langsam aber sicher das Zeitgefühl. Ich weiß gerade nicht, wie lange ich schon hier in Ushuaia schon bin, tippe mal spontan auf vier Tage. Da ich nur selten eine Uhr trage teile ich die Tage in hell und dunkel und hungrig und nicht-hungrig ein. Das Datum spielt im Prinzip keine Rolle, es ist ausreichend, daß ich weiß, dass April ist und ich den Geburtstag meiner Schwester Reneé am 12. auf keinen Fall vergessen darf. Spektakulärer Höhepunkt der Zeitverschwendung war der Bau eines gigantischen Turms aus kleinen Holzblöcken des Jenga-Spiels, das ich zusätzlich mit Mikado-Stäbchen verziert habe.


Stolz und ehrfürchtig stehe ich vor dem gigantischen Turm.

Und dennoch: Irgend etwas treibt einen dann doch voran, irgend etwas zu tun, schließlich ist man am Ende der Welt. Und so habe ich mit Aapo aus Finnland und Roger aus der Schweiz mal wieder eine Bootsfahrt unternommen. Spannend oder aufregend würde ich sie nicht nennen, dafür waren die Wellen leider viel zu klein. Eine Bootsfahrt am Eeeeeende der Welt bleibt bei genauerer Betrachtung immer noch eine Bootsfahrt.

Hier ein paar Bilder:

Vorne Uhsuaia, hinten Berge


Aapo (links) und der Schweizer Eidgenosse Roger


Folgt man dieser Meeresstraße erreicht man in zwei Tagen die Antarktis


...vorbei an kleinen Inseln mit Vögeln die aussehen wie Pinguine...


Das ist ein Leuchtturm (ihr habt wahrscheinlich schon mal einen gesehen)


Der Lars und der Leuchtturm


Seelöwen machen genau das Richtige: nichts. Ich hatte gehofft, dass ein ausgehungerter Orca-Killerwal sich zu uns uns gesellt und ein blutiges Intermezzo mit den Seelöwen anrichtet. Aber leider ist uns dieses Spektakel verwehrt geblieben. Pech für mich, Glück für die Seelöwen.


Hier gibt es keine Bildunterschrift.


Hier auch nicht.


Wäre ich ein Seelöwe würde ich mich genau dahin setzen und den ganzen Tag nix machen und die Landschaft bestaunen und hoffen, dass die Orcas derzeit auf Diät sind.


Juhu! Am Schluß gabs für alle selbstgemachten Kaffe-Schnaps (Aapo und ich haben uns zwei genehmigen dürfen)


Am Schluß wurde die Argentinienflagge, die vorne am Schiff hing, unter allen Teilnehmern verlost. Voraussetzung für die Entgegennahme des Gewinns ist allerdings, das man ein Foto mit der Flagge aus der Heimat an unseren Guide auf dem Schiff schickt. Leider ging der Gewinn an das kleine kanadische Teufelskind, eine echte Ausgeburt der Hölle, das uns während der vier Stunden Schiffsfahrt gehörig auf die Nerven ging. Wir witterten Betrug, Bestechung und einen internationalen Komplott, sodaß sich unser Guide Annemaria (?) erbarmte, uns zumindest eine Fahne mit einer persönlichen Widmung zu geben. Da wir gerne drei Fahnen gehabt hätten haben wir uns auf den folgenden Deal geeinigt: Roger aus der Schweiz nimmt die Fahne als Erster mit zurück und macht ein Foto von den Schweizer Bergen, schickt das Foto an Annemarie per E-Mail und schickt die Fahne dann zu Aapo nach Finnland, der wiederum ein Foto macht und die Fahne dann letztendlich an mich schickt, damit ich ein Foto vor der prächtigen Kulisse des Kölner Doms (oder des FC-Stadions, da bin ich mir noch nicht so sicher) machen kann und die Fahne endgültig in meinen Besitz übergeht. He, he. Was für ein genialer Plan!

1 Kommentar:

  1. Selbstverständlich muss die Fahne vor dem Stadion abgelichtet werden!!!
    Hennes

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