Dienstag, 14. Juni 2011

Europa versus Peru

Kurz nach Machu Picchu kam ich auf die relativ unclevere Idee, für drei Tage erneut einen Trekking-Ausflug zum Colca Canyon zu machen. Hier ein paar Bilder:


Links grün, rechts braun und aus der Mitte entspringt kein Fluß. Wir wandern durch die Berge und ich frage mich, warum ich das eigentlich mache...


...wahrscheinlich wegen der schönen Landschaft...


Unser Ziel ist eine echte grüne Oase. Bis dahin sind es noch viele Stunden Trekking.


Angeblich lockt sogar ein Pool in der Oase. Ich glaube nicht an dieses Märchen und gehe weiter.


Und da ich mal wieder allen davonlaufe mit meinen langen Beinen und meiner unendlichen Kondition genieße ich die Aussicht mit etwas Musik.


Und warte, warte und warte...


Nachdem alle wieder beisammen waren stoppt unser Guide und macht eine künstlerische Sprechpause. Aus diesem Strauch (siehe Bild oben), sagt er, wird Tequila gemacht. Kaum hat er die zweite Silbe des Wortes Tequila ausgesprochen habe ich bereits das Salz auf meiner Hand und die Zitrone in kleinen Scheiben geschnitten. Was für ein Fest! denke ich mir und hole mein MacGyver-Messer raus, um umgehend den Saft auf der Pflanze zu drücken, um die Tequila-Party zum Starten zu bringen. Mit starrem Blick stehe ich in der ersten Reihe und hoffe, dass die Pflanze nun endlich literweise Tequila ausspuckt und das Tequila-Spektakel beginnt. Leider habe ich keinen Sombrero dabei, um nicht nur wie ein Mexikaner zu trinken sondern auch so auszusehen. Doch plötzlich passiert etwas Merkwürdiges: Der Blick von Oskar, unserem Guide, scheint nicht die Freude auszudrücken, die ich mir erhoffte, wenn wir Tequila für ümmüsünst in freier Natur kriegen. Irgendwas muß schiefgelauen sein bei den Planungen. Hat er etwas die Gläser vergessen? Das Problem ließe sich einfach lösen, indem wir aus Blättern so etwas ähnliches wie Gläser machen. Hauptsache, wir fangen langsam mal an, uns mit diesem güldenen Saft den Tag zu verschönern, wenn die hier im Dschungel schon keine Sky-Fußballbar haben. Dann spricht Oskar die brutale Wahrheit aus: Der Saft der Pflanze muß aufgearbeitet werden, ein hoch technologisierter Prozeß. Ich habe doch mein MacGyver-Messer dabei. Das müßte doch ausreichend sein überlege ich, muß aber nach kurzer Zeit leider einsehen, dass es kein Tequila geben wird. Zur Strafe zwinge ich Oskar, das Salz durch die Nase hochzuziehen und drücke ihm die Zitrone in das Auge. Keine Verarsche mehr, Oskar! Keine Verarsche!


Irgendwann erreichen wir die Oase. Es begrüßt uns tatsächlich ein Pool, viel Grün und zur Feier des Tages ein kühles Bier. Hier läßt es sich aushalten.

Dann hat Oskar, nachdem er sich von seinem brennenden Auge etwas erholt hat, eine sehr gute Idee: Ein Fußballspiel Europa versus Peru. Oscar holt aus der Küche seine vermeintlichen Fußballgötter hervor, einer von ihnen trägt etwas gewagt ein Messi-Trikot. Ich überlege kurz, ob ich ihn daran erinnern soll, dass Messi während der WM 2010 kein einziges Tor geschossen habe, verzichte aber darauf und will ihm später zeigen, warum das Wort Blutgrätsche aus Deutschland kommt.

Wir spielem um den größtmöglichen Gewinn, den man kriegen kann: Zwei Bier.

Mein Team besteht aus vier Engländern. Kein gutes Omen denke ich mir und bete zum Fußball-Gott Beckenbauer, dass wir nicht ins Elfmeterschießen müssen, denn dann würde nur einer das Tor treffen, ich natürlich. Aus den glorreichen Zeiten zu meiner aktiven Zeit beim SSV Dillenburg positioniere ich mich intiutiv in die
Abwehr. Stark wie deutsche Eiche ist mein Motto bei diesem Spiel. Nach einer eingesprungenen Blutgrätsche und dem verwirrten Blick des quirligen Peruaners ist klar, dass es kein reines Freundschaftsspiel ist.

Irgendwie schießen die Engländer vorne Tore während ich die Abwehr wie einst Kaiser Franz dirigiere. Wir gewinnen das erste Spiel 4:2. Die ersten beiden Biere sind gesichert, wir freuen uns, als ob wir den WM-Titel geholt haben.

Das zweite Spiel endet knapper: 4:3, ebenfalls für uns. England kann stolz sein, einen deutschen Turm in der Abwehr gehabt zu haben und so sichere ich den knappen aber hoch verdienten Sieg. Bei dem anschließenden Bier verteile ich noch schnell meine Autogrammkarten und sorge zumindest so für ein kurzes Lächeln auf den Gesichtern der Verlierer.


Am Boden zerstört liegen die Verlierer am Boden und rätseln wahrscheinlich immer noch, wie die deutsche Mauer, der Larsinho, es geschafft hat, ohne Schuhe das Spiel zu überstehen und den Rasen umzupflügen, ohne sich dabei zu verletzen. Die Antwort ist einfach: Wer auf Asphalt grätschen gelernt hat kennt keine Schmerzen. Niemals.

Als wir tags darauf zurückwandern und alle oben ankommen gibt's noch ein Erinnerungsfoto der Reisegruppe Reiselust:


In einer kleinen Stadt machen wir halt und es ist Zeit für ein Foto:


Zu Hause angekommen erhole ich mich von den Strapazen auf der Dachterrasse:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen