Donnerstag, 2. Juni 2011

It must have been love oder: Die Inka und der Lars

Die Inka und der Lars. Die Inka mußte auf mich warten, denn vor mir lagen vier lange Tage und drei Nächte. Wie alles begann...

Tag 1 der Tour zu Machu Picchu hätte besser nicht sein können: Zweieinhalb Stunden Abfahrt mit dem Mountainbike. Wir starten in einer Höhe, wo man sich von den Bergkulissen gerne ablenken lässt. Wie immer fürchte ich weder Tod noch Teufel und mache mich sogleich an die Spitze der Gruppe.


Leider haben unsere Mountainbikes aus mir unerklärlichen Gründen nur acht Gänge, sodaß ich hier oben keinen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen kann. Dafür bleibt aber Zeit für Sightseeing:



Die Landschaft findet der Larsinho saustark!


Zwischendurch machen wir eine Pause, die ich natürlich nicht brauche, um mich zu erholen und es bleibt noch Zeit für ein Foto der gesamten Rasselbande. Diejenigen, die mich spontan nicht erkannt haben habe ich eine kleine Hilfe eingebaut.


Als ich mal wieder auf den Rest der Gruppe warten mußte bleibt Zeit für einen Schnappschuß.


Als ich im Ziel ankomme bleibt mir nur eines übrig: Von innen kühlen. Die Fahrt war nicht sonderlich anspruchsvoll, dennoch muß ich die Siegeinfahrt entsprechend feiern. Na dann: prost, Larsinho!

Als Stunden später dann endlich der Rest der Rasselbande eintrifft machen wir uns mit dem Auto weiter zum ersten Stopp in unserem "Hotel":


Das Hostel versprüht den Charme eines Ikea-Regals. Die "Stadt" besteht aus einer ca. 50 Meter langen Straße, einer Tankstelle, die direkt neben unserem Hostel liegt und Gott sei's gelobt einer Kneipe, die ich gemeinsam mit Stefan, seiner Freundin Sija und der Prinzessin Konstanze aufsuche, um uns von innen mit Bier zu kühlen.

Die Duschen im Hostel entsprechen wider Erwarten nicht dem deutschen Standard weil a) anfangs gar kein Wasser läuft, nicht einmal kaltes und b) die Bauherren, die maximal Praktikanten der Architekturschule gewesen sein können, es nicht so genau nehmen mit Strom und Wasser in einem Raum:


Wir beenden den Tag mit einer Diskussion über die Sicherheit des Hotels und freuen uns auf den nächsten Tag, der uns mit Wandern stundenlang sprichtwörtlich auf den Beinen halten wird.

TAG 2 besteht für uns aus Wandern, Schwitzen, Staunen und hoffen, dass der Tag bald vorbei geht. Das gilt selbstverständlich nicht für mich, da ich mir im Laufe der letzten Monat eine gute Kondition zugelegt habe und aus Gott barmherziger Güte zum Schein anbiete, das Gepäck der anderen doch mittragen zu dürfen, damit auch ich wenigstens ein bißchen zum Schwitzen komme. Des Weiteren überlege ich, ob ich alle 100 Meter 50 Liegestütze einlegen soll, auf einem Arm versteht sich, oder den Berg auf den Händen hochzulaufen. Ich streiche aber den Gedanken, da ich mir nicht den Unmut der anderen zuziehen will und lache in mich hinein, da dies mit Sicherheit ein Heidenspaß gewesen wäre.


Zwischendurch kommen wir an diesen Sträuchen vorbei, die ihr jedoch anders kennt: weißes Pulver in kleinen Plastiksäckchen. Dies ist eine Kokapflanze, wie uns unser Guide David erzählt. Ich überlege, ob ich kurz Onkel Escobar anrufen soll und er uns einen kleinen Einblick in das Drogengeschäft offerieren kann, beschließe aber, es aus sicherheitstechnischen Gründen nicht zu tun.

Um wenigstens so geschwitzt wie die anderen auszusehen nehme ich mein Trinkwasser und mache mich unter den Armen naß und feuchte mein Haar an. So erwecke ich den Schein, erschöpft zu sein. Nachdem ich mich beim ersten Anstieg lange genug selbst gefeiert habe erreichen wir irgendwann unser zweites Zwischenlager und genießen die Sonne...


Da es neben den bequemen Hängematten, Sonne und Dschungel auch kalte Getränke gibt dauert es nicht allzu lange, dass Stefan endlich mit dem Bier kommt.


Ich kann meine Freude über das kalte Bier nicht verstecken:


Nach dem Mittagessen geht es weiter. Landauf, landab. Wir marschieren den Original Inka-Pfad entlang und erreichen gegen Abend das nächste Nachttlager. Auch diese Herberge wird es aller Voraussicht nach nicht in die Top 5 der besten Hotels der Welt schaffen, aber wir haben keine Wahl. Nachdem wir in der einzigen nennenswerten Bar den Abend Limbo getanzt haben, wo sich der Kanadier clevererweise das Knie gegen die Nase gehauen hat und wir den Besitzern einen neuen Rekordumsatz erwirtschaftet haben, gehen wir zurück zu unserem Taj- Mahal-look-alike-Hotel und beten, dass uns keine Ungeziefer in der Nacht auffressen werden.

Als wir tags darauf lebendig und mit Kopfschmerzen das Licht der Welt erblicken steht endlich wieder Action auf dem Programm: Eine 12,5 km lange Seilbahn-Strecke, die an seiner tiefsten Stelle 500 Meter hoch ist. Wir klinken uns ein und los gehts.


Lord Helmchen ist startbereit. Auf der Top-10 Liste derjenigen, die am bescheuersten mit Helm aussehen, belege ich einen beachtlichen dritten Rang.



Wer zu früh zu den Arm-Bremsen greift darf sich Landschaft in luftiger Höhe anschauen und warten, dass Hilfe kommt.


Gepatzt hat eine junge Engländerin, die die längsten 15 Minuten ihres Lebens in der Luft verbracht hat, wie sie uns später erzählen wird.

Im Anschluß an die Fahrt gehts zum nächsten Ort, von wo aus wir uns dann nachts um vier Uhr endlich auf den Weg nach Machu Picchu machen.

Tag 3 ist der Tag der Vorfreude. Denn, erreichen wir das Nachtlagen müssen wir nur noch einmal schlafen und es dauert nicht mehr lange und ich erreiche neben der Hotelbar eines meiner absoluten Reise-Highlights: Die Inka-Stätte Machu Picchu.


Los geht's!


Der Ausblick ist fast so schön wie der Hintern der vor mir laufenden Kanadierin.


Nach zwei Stunden gibt's schon die erste Pause. Hier wird offiziell, was lange vermutet wird: Der Larsinho hat einen Vogel.


Mehr oder weniger spannend verfolge ich den Erläuterungen von David zu den Inkas und der Entdeckung des alternativen Inka-Pfades, auf dem wir laufen.


Links der Inkapfad, auf dem wir wandeln und überall Bäume. Man könnte meinen, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht (dieser Wort-Witz wird es aller Voraussicht nach nicht in die Top 10.000 schaffen).

Der Larsinho - fast wie in Stein gemeißelt.


Gegen späten Nachmittag erreichen wir das Dorf, von wo aus wir spät in der Nacht zu Machu Picchu aufbrechen:


Das hab ich nun davon: Wir müssen uns um vier Uhr nachts auf den Weg machen, um möglichst früh oben zu sein, da wir uns den Stempel für den anderen Berg, den Waynapicchu, sichern wollen. Von dort oben aus kann man die ganze Schönheit bewundern. Wenn man denn einen Stempel hat.


Wir sind mit die Ersten, die vor dem Tor darauf warten, dass es endlich los geht. Was viele, ich selber eingeschlossen, nicht wissen, ist der Weg nach oben: 1.740 Stufen warten auf uns. Der 19-jährige Schwede, der während der gesamten vier Tage vielleicht sieben Sätze gesprochen hat, hat zumindest etwas vermeintliches Sinnvolles getan: Die Treppen gezählt. (Ich komme übrigens auf ungefähr die gleiche Anzahl an Bieren während der letzten drei Tage.)


Genau da will ich hin!

Ich bin so mutig und hefte mich an die Fersen von David, unserem Guide, ran, der seit sieben Jahren neben seinem Studium nix anderes macht, als diese Treppenstufen hochzulaufen. Das Wort Rennen beschreibt es jedoch etwas genauer, denn David legt ein Tempo vor wie Arjen Robben beim ruhmreichen FC Bayern München auf der rechten Seite. Die trotteligen Amerikaner, die sich mit einem Cowboyhut unschwer zu erkennen geben und sich aufführen wie Dieter Bohlen auf acht Kilogramm Kokain, rennen wie die Wahnsinnigen los.

Unsere Gruppe teilt sich relativ schnell in "ist mir zu schnell" und "ich versuch mal mitzuhalten". Die weiblichen Läufer sind allesamt in der "ist mir zu schnell"-Gruppe, während zumindest ein Spanier sich an unsere Fersen hängt und versucht, bei seiner Freundin Eindruck zu schinden. Da Spanien aber in den letzten Jahren schon genug internationale Titel geholt hat werde ich einen Teufel tun und einen Gang zurückschalten. Noch habe ich David fest im Blick, er ist nur wenige Meter Sicherheitsabstand vor mir. Nach ca. 30 Minuten wird der Abstand zwischen dem Spanier und mir größer, er verliert an Boden. He, he! denke ich mir noch! Wäre doch gelacht, wenn ich dem Jungspunt nicht zeige, was man auf zwei Beinen alles machen kann, wenn man vier Gänge höher schaltet.

Dass muß sich jedoch auch David gedacht haben, denn ich sehe ihn nicht mehr. Hm, Peru...die haben ja eher nich so viel gewonnen, oder? Claudio Pizarro hat mal viele Tore für die Bayern geschossen, aber das gilt irgendwie nicht denke ich mir und fange an, David den Sieg nach oben zu schenken. Vielleicht hat er nur geblufft und hockt irgendwo total erschöpft auf einem Stein wie die Amerikaner, denen man das hochrote Gesicht sogar im Dunkeln ansehen konnte, als ich sie lächelnd überholt habe.

Nach vierzig Minuten, 1.740 Stufen und gefühlten sechzehn Litern Schweißverlust komme ich endlich oben an und werde mit dem ersten schönen Anblick des Tages belohnt:


Ich stelle mich in die Schlange für den Stempel für den Waynapicchu-Berg. Kurze Zeit später bin ich stolzer Besitzer eines Stempels. Und da sage mal einer, so ein bißchen Tinte auf einem Blatt Papier sei überbewertet:


Dann kann's ja endlich losgehen. Nach und nach treffen auch die anderen aus unserer Gruppe ein. Ebenso faule, fette und alte Touristen, die den streppenhaften Aufstieg nicht überlebt hätten. Weicheier! schimpfe ich innerlich auf das faule Pack und warte darauf, dass endlich die Tore geöffnet werden. Um 6 Uhr ist es dann endlich soweit, die Tore öffnen sich. Nach einem kurzen Gang ist der erste Anblick fast so schön wie ein kaltes Bier:


Wow sage ich innerlich. Is ja wie auf den Postkarten. Das sind Gefühle, wo man nicht beschreiben kann, würde der WM-2006-Versager-Trainer Jürgen Klinsmann jetzt sagen.


Und hier ist der Beweis: Der Larsinho war tatsächlich da!


Einmal losgelassen drücke ich auf den Auslöser meiner Kamera wie damals bei dem C-64 Spiel "Rambo", als ich im Dauerfeuermodes alles umgeschossen habe, was sich mir in den Weg gestellt hat.


Nominiert für das Foto des Jahres: Larsinho in Luft. Machu Picchu, 2011.


Ungleich schöner: Machu Picchu mit den ersten Sonnenstrahlen.


Schlaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaand. Dieses Foto wird Angela Merkel in den kommenden Tagen als E-Mail erhalten mit dem kurzen Hinweis, dass Machu Picchu wie beauftragt fest in deutscher Hand ist.


Der Berg im Hintergrund ist das nächste Ziel. Von dort oben hat man einen spektakulären Blick auf die Inka-Stätte. Da die Inkas in Sachen Lift-Erfindung noch nicht so weit fortgeschritten waren dürfen wir das ausbaden und müssen zu Fuß hoch. Dauer laut Aushang: Eine Stunde. Die Zeitangabe kann natürlich nicht für mich gelten und so renne ich los. Ich passiere Stück für Stück die Touristen, die sich eine Pause nach der anderen gönnen. Täglich dürfen nur 200 Personen auf diesen Berg, was mich nicht davon abhält, mit ca. 200 Sachen den Berg hinaufzusprinten.


Als ich nach sportlichen 30 Minuten oben ankomme, kann ich Franz Beckenbauer in seiner Funktion als Gott im Himmel sehen, wir unterhalten uns kurz über den Neuzugang Manuel Neuer und dann mache ich meine Kamera scharf und gebe sie vertrauensvoll in die Hände des Aufsehers, dessen einziger Job darin besteht, von jedem, der hier oben ankommt, ein Foto wie dieses zu machen:



Selbstverständlich wird auch dieser Berg eingedeutscht und wird somit neue deutsche touristische Attraktion. Als ich anfange, voller Stolz ob des neuen deutschen touristischen Highlights lauthals die Nationalhymne zu singen werde ich überraschenderweise gebeten, den Foto-Ort zu verlassen, da die Schlange immer länger wird und so verlasse ich den Stein der Weisen.


Der Blick von oben auf Machu Picchu.


Dat is also Machu Picchu!

An die lieben Ex-Kolleginnen und -kollegen: SIS IS IT!!!


Und hier das Video dazu:



Als ich unten wieder ankomme steht mir plötzlich ein Lama im Weg:



Ich mache noch schnell die letzten Schnappschüsse...


...genieße den Augenblick und verabschiede mich von der Inka. Ick liebe dir.


Gruppenfoto. Alle machen mit.


Zur Feier des Tages gönne ich mir ausnahmsweise mal ein Bierchen.

Somit kann ich auch dieses Highlight als "gesehen" abhaken. Beim Schlafengehen frage ich mich immer wieder, warum die damals so dämlich gewesen sind un dat Dingen aufn Berg gemacht haben. Manche Geheimnisse werden sich wohl nie auflösen. Gelöst bin ich jetzt auch. Und von allen Zwängen frei. In diesem Sinne: SIS IS IT!

6 Kommentare:

  1. OHHHHHH this was it! Da hat der Angel d'Or es bis in die Machu Picchu geschafft. Ich hoffe, du hast das leere Fläschchen noch als Flaschenpost hinterlassen???
    Au weia, du hast hoffentlich nicht in dieser abgewrackten Dusche geduscht? Unglaublich. Was ist das nächste Ziel in deinem Spiel??

    LG Zorni ;-)

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  2. Sehr sehr genial deine Berichte. Der heutige Tageshighlight. Wo gehts als nächstes hin?
    Vielen vielen dank für deine immer wieder gern gelesenen Berichte.
    Liebe Grüße aus dem regenerischen Hannover
    Franzi

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  3. Hallo Lars,

    wir haben mit viel Freude deine Reiseberichte gelesen.
    Wir sind deine größten Fans. Wir trinken heute Abend ein kühles
    Bier auf deine Gesundheit.
    Freuen uns immer wieder auf deine neuen Berichte. Margit ist ein
    größer Fan von dir! Mach weiter so.
    Tausend Grüße von der buckligen Verwandschaft aus der Schwalm

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  4. Howdy Larsinho,

    Inka Frauen mussten damals vor Ihren zukünftigen Ehemännern
    Kartoffeln schälen um zu beweisen das sie eine gute Hausfrau ist.

    ...einen lieben Gruß von Deiner Schwester Katrin
    (die nicht mehr in Neuseeland ist)

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  5. Toller Bericht und tolle Fotos :)
    Hast du die Tour im Voraus gebucht oder spontan? Schaut ja nach ner ganz lustigen Tour aus, die nicht nur aus Wandern besteht.

    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Xenia

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  6. Hallo Kaiser,
    heute haben wir es endlich mal geschafft deinen Blog zu suchen und (zumindest teilweise) zu lesen. Haben gerade unsere letzten acht Packungen Taschentücher verbraucht um die Lachtänen aufzufangen :-) Wenigstens wissen wir jetzt auch für was du immer all die bescheuerten Fotos machen wolltest!
    Rock on!
    Grüße aus Rio, Silja und Stefan

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