Sonntag, 24. Juli 2011

Da liegt der Hund begraben

Wir sind in Medellin angekommen. Es ist halb sieben Uhr morgens. Warm, fast zu warm, um mit den schweren Rucksäcken durch die Stadt zu gehen und das Hostel zu suchen. Nachdem wir ein Hotel gefunden haben, Geraldine ihnen erzählt hat, dass wir noch nicht wissen, ob wir einen Tag bleiben oder noch am gleichen Abend weiter gen Cartagena ziehen, geben wir das Gepäck ab und machen uns in die Stadt. WIR wissen, dass wir nur einen Tag in Medellin haben und suchen uns ein paar touristische Tagesziele.

Wir machen halt an den großen Skulpturen...


...suchen uns ein Platz im Schatten und nehmen die Metro, die weit moderner, zuverlässiger und bei den hohen Temperaturen kühler ist als das Kölner Pendant. Wir haben ein Ziel, fragen die zwei sehr jungen Polizisten, ob die Gegend, wo wir hin möchten, auch sicher ist. Einer der beiden Polizisten zögert. "Depende" sagt der eine. Hängt davon ab...Mit dieser Info können wir nicht wirklich viel anfangen, fragen weiter nach dem Bus und nur Minuten später sitzen wir in einem dieser fliegenden Taxen. Nach zehn Minuten Fahrt sind wir am Ziel angekommen. Am Eingang verkaufen Händler Blumen.

Fragt man die ärmere Hälfte der Bevölkerung nach ihm, was wir aus Sicherheitsgründen nicht getan haben, so predigen sie ihn fast als Heiligen. Er baute Schulen, Krankenhhäuser, Sozialwohnungen und das hiesige Stadion ist mit seinen Geldern erbaut. Er ließ sich 1982 als Abgeordneter in den kolumbianischen Kongreß wählen. Er war Vertreter der liberalen Partei, befand sich auf dem Gipfel seiner Popularität und wurde als „Robin Hood" gefeiert.

Für den Rest der Welt war er der größte Drogendealer der Geschichte, der erste, der den Drogenschmuggel industrialisierte, ein Massenmörder, der - glaubt man Wikipedia - für den Tod von 457 Polizisten, 30 Richter und über 150 Auftragsmorde verantwortlich war, darunter drei Präsidentschaftskandidaten. In den 80er Jahren war er für eine wöchentliche Mordrate von 20 Personen verantwortlich. 1984 war er der erfolgreichste Kokainhändler der Welt, er hatte große Teile des Kokainmarktes unter Kontrolle (80 Prozent in Kolumbien). 1989 war er laut Forbes Magazine mit einem Privatvermögen von 2,7 Milliarden US Dollar der siebtreichste Mann der Welt und kontrollierte 80 Prozent des internationalen Kokainmarktes. Er starb, als eine US-Kolumbianische Elite-Einheit ihn bei einer Razzia in Medellín im Alter von nur 44 Jahren erschoss. An seiner Beerdigung nahmen über 20.000 Menschen teil.

Sein Grab auf dem Friedhof auf einer kleinen Anhöhe neben der Kirche entdecken wir, als ein paar Touristen Fotos von seinem Grab machen. 18 Jahre später ist er nur noch Teil der Geschichte Medellins, immerhin noch gut genug für ein Foto und eine Geschichte, die man späte zu Hause erzählen kann.

Sein Grab ist weniger spektakulär als ich erwartete. Ich erwartete, dass treue Anhänger von ihm noch immer aus Ehre Wache halten, was 18 Jahre nach seinem Tod natürlich Quatsch ist. Aber "Der Pate" und die anderen Mafiafilme haben in mir ein cineastisches Bild eines Paten geprägt, dessen Realität jedoch weit entfernt ist, zumindest, was das Grab angeht. Etwas enttäuscht stehen wir dann vor seinem Grab.

Und hier liegt der Hund begraben: Pablo Escobar.



Weitere Infos gibt's hier bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Pablo_Escobar

Euer Larsinho

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