Freitag, 30. September 2011

Das reale Leben hat mich wieder

Jetzt bin ich also wieder hier, im realen Leben. Alles geht seine geordneten Wege und ich kann abends sicher durch Köln torkeln. Was bleibt nach einer Woche Zurücksein in Deutschland vom Reisetraum? Was bleibt nach über sechs Monaten fernab der Heimat, fern weg des Alltags? Sehnsucht nach einer neuen Reise? Sehnsucht nach Neuem? Sehnsucht nach fernen Ländern, neuen Leuten, die man kennenlernt? Sehnsucht nach einer Woche Party mit lustigen Leuten? Ein bißchen von allem, vielleicht.

Aber so schön die Zeit auch war, so schön ist es auch, zurück in der Realität zu sein, auch wenn die Fragen aktuell noch immer die gleichen sind. Auch wenn ich mir manchmal wünsche, wieder an einem Ort zu sein und die spektakuläre Aussicht oder einen Augenblick zu genießen.

Es tut immer noch gut, denjenigen zu erzählen, was man erlebt hat, die sich selbst eine Reise nicht zutrauen. Die es nicht können. Die es nicht wollen. Die es nicht schaffen (wollen) eine solche Reise zu unternehmen. Dabei ist es so einfach. Kündigen. Planen. Flugticket kaufen und sechs Monate später geht's los. Los ins neue Leben. Los zu neuen Abenteuern, die ihr nie wieder vergessen werdet. Los geht's zu neuen Bekanntschaften, die euer Leben eventuell verändern werden. Los geht's zu neuen Eindrücken der Welt, die ihr euch bis dato noch nicht einmal vorstellen konntet. Los geht's ins Unbekannte. Los geht's in Unentdeckte. Los geht's...?

Worauf wartest DU eigentlich noch...? Worauf warte ICH eigentlich noch...?

Euer Larsinho

Mittwoch, 14. September 2011

Wo der Anfang das Ende ist

Spulen wir die Zeit kurz zurück und blicken auf den 10. März 2011. Ich lande in Buenos Aires. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was mich hier in Südamerika erwartet und schon nach dem ersten Tag möchte ich sofort wieder nach Hause fliegen. Ich wäre schlecht beraten gewesen, sofort wieder nach Hause zu reisen.

Nachdem ich sechs Monate und eine Woche lang Südamerika, meinen Mut und mich selbst gefeiert habe hat mich die Realität wieder. Schon morgen, wenn ich nach einem halben Jahr Auszeit vom realen Leben wieder zurück in Deutschland lande. Auszeit vom Job, vom Gewohnten, vom Geliebten, vom Alltag. Ich habe es tatsächlich geschafft, einen ganzen Kontinenten zu umrunden, mit Start und Ziel in meiner gehassten Stadt Buenos Aires.Wenn ich im Zeitraffer an die schönen und weniger schönen, an die aufregenden und spektakulären, an die lustigen und weniger lustigen Momente denke, dann denke ich mir spontan: alles richtig gemacht.

Ich weiß nicht, ob man es einmal im Leben gemacht haben muß, einen Kontinent zu umrunden, aber es hat Spaß gemacht! Es hört sich abenteuerlich an, so eine Reise zu machen, was es auch war. Es hört sich auch neu an, weil ich so etwas noch nie vorher gemacht habe. Es hört sich erfahrungsreich an, weil jeder Tag anders war. Es ist gut für das Selbstbewußtsein, weil ich es geschafft habe, einen Kontinent zu umrunden, wobei das mitunter schon gefährlich ist, dass mein Selbstbewußtsein jetzt noch größer ist, falls das überhaupt möglich ist.

Es hab nicht "den" einen Moment, der alle anderen in den Schatten stellt, der heraus ragte. Es waren die verschiedenen Highlights der Reise, die einen Gesamteindruck von Südamerika hinterlassen, die ich nie vergessen werde. Da war z.B. der Perito Moreno Gletscher, das Ende der Welt (wo ich den Bierstempel und ein kostenloses Bier bekommen habe, weil ich aus Deutschland bin), da ist der Moment, als ich mir Cayenne-Pfeffer in die Augen gemacht habe (was ich nie wieder tun sollte), da ist das atemberaubende Macchu Pichu, die Galapagos Inseln, die Party-Woche in Banos, der Salto Angel Wasserfall, der Trip in den Amazons, the most dangerous road of the world, die atemberaubenden Landschaften in Argentinien, der tragische Motorradunfall des ca. 20-jährigen, der ohne Helm mit ca. 70 km in ein Auto gefahren ist und durch die Luft geflogen ist, der Ort Bariloche, all die vielen Reisende, die mich begleitet haben und, und, und...Hier noch ein paar Fakten:

Traumhaft: Bariloche mit seinem atemberaubenden Ausblicken
Spektakulär: Machu Picchu
Schön: Die Galapagos Inseln
Aufregend: 63 km Mountainbike-Abfahrt bei der "Most dangerous road of the world"
Unterhaltsam: Frauen-Wrestling in La Paz (Bolivien)
Langweilig: 5 Tage auf einem Schiff über den Amazons
Heiß: Kolumbien
Atemberaubend: Die Frauen in Kolumbien
Anstrengend: Der 6.000 Meter Berg Huyana Potosi
Nervend: Die musikalische Dauerbeschallung in Venezuelas Bussen
Schwierig: Die Konversation auf Spanisch

...und so vieles mehr!

Ich habe mich über viele Dinge gefreut, über spektakuläre Ausblicke, über neue Bekanntschaften, über genügend Zeit, über einfach mal nix machen, über eine Woche Party in Banos, über atemberaubende Landschaften, über meinen Mut, über ein sorgenfreies halbes Jahr, über mich und last but not least über die Bekanntschaft mit der einzigartigen Ana, die ich schon bald wiedersehen werde.

Während meiner Reise gingen aber auch einige Dinge verloren, zum Beispiel ein kleines Messer, eine Jeans, eine Jacke, meine Freundin, ein Buch, Geld, meine Kreditkarte, vermeintliche Freunde, 5 Kilogramm Gewicht, eine Uhr, meine kleine Kamera (Diebstahlt), Nerven, drei Sonnenbrillen, Zeit, ein Schweißband,Geduld, eine Socke und wahrscheinlich noch einiges mehr, an das ich mich nicht mehr erinnern kann.

Und hier noch ein dickes Dankeschön an die folgenden Personen, die mich vor und während meiner Reise unterstützt/unterhalten/geholfen haben (in beliebiger Reihenfolge): An alle unbekannten, die meinen Blog verfolgt haben und sich diesen regelmäßig angetan haben, an meine Mutter, meinen Vater, meine Geschwister Katrin, Toni und Renée und deren Freundinnen und Freunde, an die gute Ute, den Dicken, Christos, Marc, Doro, Daniel Son, Micha alias "Hennes", Lori, an meine beiden Omas, meine Tante Margit und den Rest der buckligen Verwandtschaft aus Schwalmstadt, an Peter aus Dillenburg, an Aapo, an Colm, an die Prinzessin Stänzi, an Katja, an Thiemo, an Kristof I., an meine Ex-Kolleginnen und Kollegen und den Chef, an Franzi, an Oliver B., an die alte Saufziege Brigita, an Franz Beckenbauer, Ana, Marion, Atze, an Stefan & Silja aus München, an Luis und seine Familie sowie an die freundlichen Leute, die dem hilflos dreinblickenden Larsinho irgendwann mal geholfen haben und deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Danke euch allen!

6 Monate. 8 Länder. 1 Legende: Larsinho. Eine letzte Videobotschaft, ein Dankeschön an alle:



Aus. Ende. Vorbei. Das war's vom Larsinho aus Südamerika.

Euer Larsinho

PS: Bei Fragen zur Reise könnt ihr euch gerne an via email an mich wenden: larswulkow@web.de

PSS: Jetzt ist aber wirklich Schluß hier.

Dienstag, 13. September 2011

Da ist aber jemand früh aufgestanden

"Große Klappe verliert immer!" sagt mein Kumpel "Der Dicke", wenn wir am Knobeln sind. Und nachdem ich gestern so groß in die Runde geschrieben habe, dass man früher aufstehen muß, um mich zu verarschen bzw. auszurauben, so hat sich wohl gestern Abend einer exakt dies zu Herzen genommen.

Der Tag in B.A. war bis zum Abend vollgestopft mit Programm. Zusammen mit Matt, dem Kanadier, haben wir einen Streifzug durch das Viertel La Boca gemacht inklusive Steak-Essen (wo sie uns zweimal Trinkgeld in Rechnung gestellt haben; einmal für die Bedienung UND einmal für den Koch...) sowie einer Stadion-Besichtigung des La Boca Stadions, wo Diego Maradona seine Fußballkarriere gestartet hat.

Am Abend ging es dann zu einem Trommelkonzert, wo 99 % der Besucher begeistert den Weg nach Hause angetreten sind. Das eine Prozent, das nicht zufrieden war, waren ich und ein Südafrikaner. Der Südafrikaner, weil ihm das Konzert ebenso wie mir viel zu langweilig war und zum Zweiten hat mir einer meine kleine Kamera geklaut. Kein großer finanzieller Verlust, nur schade, dass die ganzen Bierfotos, die wir im Laufe des Tages gemacht haben sowie die Fotos der Stadionrundtour nun in anderen Händen sind. Das mit Buenos Aires und mir das wird wohl nix mehr werden.

Es wird Zeit, die Heimreise anzutreten, bevor man mir noch mein Kopf vom Rumpf klaut. Mir bleiben noch 2 Tage, ehe ich die Heimreise antrete. Deutschland, rüste dich! Ich komme zurück!

In diesem Sinne macht's gut. Wir sehen uns.

Euer Larsinho

Montag, 12. September 2011

Wer mich verarschen will, muß früher aufstehen!

Hier bin ich also wieder in meinem geliebten Buenos Aires. Ha! Von wegen! Es wird schon seine Gründe haben, warum ich die Stadt nicht mag. Nachdem ich nach 18 Stunden Busfahrt in B.A. am Busbahnhof angekommen bin dauert es keine 5 Minuten, da versucht man mich mit folgendem Trick zu berauben: Irgendeiner bespritzt mich mit Senf, auf den Rucksack und meine einzige lange Hose und plötzlich kommen aus allen Ecken spontan drei oder vier vermeintlich freundliche Menschen an, die mir spontan helfen wollen, die Sauce wegzumachen. Wir sind doch nicht in Vietnam, wo es keine Regeln gibt. Oder etwa doch?

Da in meinem Reiseführer jedoch exakt vor dieser Masche gewarnt wurde ich mich auch schon im Vorfeld über solche Machenschaften informiert habe tue ich einen Teufel und bleibe stehen, suche mir eine mehr oder weniger sichere Ecke und sagen den "netten" Menschen, dass sie abhauen sollen. Ich gehe zu einem Restaurant, lasse mir einen nassen Lappen geben und verfluche Buenos Aires bereits kurz nach meiner Ankunft. Jetzt bin ich schon zum dritten Mal hier. Irgendwann muß man doch mal anfangen, die Stadt zu mögen. Vielleicht sollten die Argentinier das so machen wie die Brasilianer und mir einfach mal ein Bier schenken. Oder auch zwei.

Eine positive Sache bleibt jedoch. Im Bus von Iguazu nach Buenos Aires wird mir als Getränk Whiskey angeboten. Ich meine, mich verhört zu haben, aber da steht er hinter mir und will schenkt mir auch schon ein Gläschen Whiskey ein. Später zum Abendessen wird dann Rotwein serviert. Clever wie ich bin habe ich mal wieder die Fotos schneller von meiner SD-Karte gelöscht als der FC Bayern das erste Tor schießt. Naja, halb so schlimm.

Dafür gibt's jetzt hier eines dieser immer wiederkehrenden und tausendfachen und traumhaften Selbstportraits des Larsinhos aus immer dem gleichen Winkel, wo im Hintergrund wie immer die Hälfte fehlt:


Und damit gebe ich zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.

Euer Larsinho

Das letzte Highlight: Die Iguazu Wasserfälle

Es kommt nicht häufig vor, dass ich aufgeregt bin, wenn wir mal von diversen Fußball-Ereignissen absehen. Als ich im Bus saß auf dem Weg zum letzten Highlight meiner Reise, konnte ich mal wieder so etwas wie Aufregung spüren. Nach 45 Minuten Busfahrt war es dann endlich soweit:

Und der erste, was ich sehe, ist...Nebel:


Kurze Zeit später hat sich dann der Nebel verzogen:


Und dann ging es zur nassesten Stelle, zu sehen unten auf dem Pfad. Clevererweise hat mir keiner gesagt, dass ich naß werden würde ohne einen langen Regenmantel. Also wurde ich so naß wie die Spieler des FC Bayern nach einer Weißbierdusche für den kommenden Meistertitel.


Nach der brasilianischen Seite (Bilder oben) ging es dann zwei Tage später zur argentinischen Seite. Und siehe da, es gibt auch Sonnenbilder:



Somewhere over the rainbow...


...freut sich der Larsinho:


So schön es auch war, es gibt immer auch etwas, das nervt bei solchen touristischen Ausflügen: Touristen. Menschen wie die nette junge Dame vor mir versperren permanent den Weg, gehen immer in der Mitte und im Idealfall holen sie dann noch ihre Videokamera raus und filmen in aller Seelenruhe ein 8-stündiges Making-of-Video. Diese Touristen bleiben dann meist auch bis kurz vor Schließung der Anlage in der ersten Reihe stehen oder filmen, bis der Akku leer ist.


Euer Larsinho

Donnerstag, 8. September 2011

Meer Bier

Einer der vielen positiven Eigenschaften von Brasilien ist zweifelsohne die exorbitant hohe String Tanga Bikini Quote an der Copacabana. Doch auch darüber hinaus gibt es nicht wenige Pluspunkte, die das Land für sich verbuchen kann. Eine davon sind die Brasilianer selbst. Hier ein Paradebeispiel und einer der Gründe, warum ich schnellstmöglich wieder zurück nach Brasilien muß (Toni, das ist nur im übertragenen Sinne gemeint. Ich werde auch weiterhin nicht auswandern. Nicht, dass du das schon wieder glaubst ;-)).

Ich mache mich zusammen mit der vermeintlich lustigen deutschen Reisebegleitung an einen einsamen Strand. Neben uns sind noch drei weitere Leute vor Ort. Und als wir uns darüber unterhalten, dass es schön wäre, wenn Fatima, das Hausmädchen, das uns auf dem Anwesen mit Caipirinhas abgefüllt hat, jetzt doch auch mal einen Caipi vorbeibringen würde, kommt der Brasilianer, der im Schatten eine Kühlbox mit Bier stehen hat und auf die ich schon gefühlte 1.000 neidische Blicke geworfen habe, vorbei und schenkt uns ein Bier. Wir haben kein Wort vorher mit ihm gesprochen, noch nicht einmal aus der Ferne gegrüßt.

Und dann habe ich diese Büchse in der Hand und erfreue mich an den kleinen Dingen des Lebens, die das Leben so lebenswert machen: eine Büchse eiskaltes Bier.

Abkühlung von innen und außen: Ein Meer Bier


Hier am Strand bekommt man ein Bier geschenkt. Ein Geschenk des Himmels. Zweifelsohne.


Euer Larsinho

Fahrendes Gedankengut und warum ich manchmal doch an den lieben Gott glaube

12 Stunden Busfahrt stehen mal auf der Tagesagenda. 12 Stunden auf dem Weg zu meinem letzten Reise-Höhepunkt, falls nicht doch rein zufällig Charlize Theron des Weges vorbei kommt und mir einen Heiratsantrag machen wird. Die Chancen stehen nicht gerade 50:50, dass es passiert, aber wie beim 1. FC Köln stirbt die Hoffnung zuletzt.

Und so werde ich mich anstatt auf das südamerikanische optische Schmankerl Charlize Theron, die meine Ex-Freundin noch völlig zu unrecht als "normal aussehend" einstufte, auf die Iguazu Wasserfälle freuen. Die Iguazu Wasserfälle waren der erste Grund, warum ich meine Reise angetreten habe und wird nun mein letztes Highlight der Reise sein. Was für ein Abschluß! Das letzte Mal, als ich so aufgeregt war, war als ich das gelesen habe, dass die Sonderausgabe des Kickers zur neuen Bundesliga Saison bald erscheint.

Die letzten Tage hier in Brasilien konnten an Luxus kaum überboten werden. Ich hatte das Glück, bei einem Freund der Familie auf einer Insel in seinem Ferienhaus unterzukommen. Wobei das Wort es nicht wirklich trifft. Das Anwesen hatte alles, was man sich wünscht: Gästezimmer, einen großen Pool, einen Kamin, eine Haushälterin, die mich mit Caipirinha täglich abgefüllt hat und ein traumhaftes Abendessen zubereitet hat. Dazu gab es einen Blick aufs Meer, der Postkartencharakter hatte. Zum krönenden Abschluß wurde ich noch mit auf sein Segelboot genommen. Aus Diskretionsgründen kann ich hier leider keine Fotos veröffentlichen, aber stellt euch eine große Villa am Hang mit Pool vor und mittendrin steht der Larsinho und freut sich des Lebens.


Sonne und Segeln vor der Ilhabela, der "schönen Insel".

Und dennoch hat mich während der letzten sieben Tage, seit Rio, ein Ekel verfolgt. Ein bayerischs Mädel, das ich im Hostel kennengelernt habe und die den gleichen Weg nach Iguazu plant wie ich. Und da Reisen zu zweit mehr Spaß macht als alleine habe ich sie nach Rücksprache mit dem Haus-Eigentümer mit auf das traumhafte Anwesen genommen. In Laufe der Zeit habe ich dann gemerkt, dass man Menschen nicht sofort als Reisepartner in Betracht ziehen sollten, es sei denn, sie tragen ein Bayern- oder zumindest ein Deutschlandtrikot.

Diese junge Frau, 24 Jahre alt und gerade in Rio eingetroffen, um ihre gut eineinhalbjährige Weltreise anzutreten, hat merkwürdige Eigenschaften. Hier die Top-5 Gründe, warum ich mir das nächste Mal länger Zeit lassen werde, um mir einen geeigneten (!) Reisepartner auszusuchen:

Nummer 1. Sie lacht nach fast jedem Satzende

So etwas habe ich noch nicht erlebt! Wie kann man nahezu nach jedem Satz lachen, obwohl noch nicht einmal im Ansatz irgendeine Pointe zu finden ist, lachen? Es ist nichts lustig, was sie erzählt, nicht einmal, wenn ich alle Drogen dieser Welt mir reinziehen würde. Selbst mit Lachgas würden ihre langweiligen Sätze eher für einen Heulkrampf als für einen Lachanfall sorgen.

Nummer 2: Ich find das immer so lustig, dass...

Ach, findest du das lustig? Wirklich...? Ich finde es nämlich ganz und gar nicht witzig, dass man jeden zweiten Satz mit "Ich find das immer so lustig" anfangen muß. So ist es z.B. nicht witzig, wenn man so einen Satz anfängt und dann über das Wetter, das Studium oder ihre grottenlangweiligen Geschichten über noch langweiligere Pferde erzählt, wo ich mir schon nach der ersten Silbe den Einmarsch der Außerirdischen wünsche, die mich auf einen fernen Planeten entführen, vielleicht zu Alf, mit dem ich mich über Klatsch und Tratsch aus dem Universum unterhalten könnte und über seine Freundin Rhonda oder über die dreiköpfige Krankenschwester und wo "Ich find das immer so lustig"-Satzanfänge per Gesetz verboten sind und mit einer 24-Stunden Frank Elstner Fernseh-Endlosschleife bestraft werden. Scottie, beam me up! Schnell!

Nummer 3: Jaaaaa, ich gebs ja zu...

...dass du langweilig bist? Dass ich mir nicht vorstellen kann, dass du jemals einen Freund hattest, den du nicht binnen Nanosekunden zum Wahnsinn getrieben hast? Hier ein Tip vom Larsinho: Menschen machen Fehlentscheidungen, Fehler, schlagen falsche Wege ein oder irren sich. Ob große oder kleine Fehler des täglichen Lebens. Das ist menschlich, jedoch noch lange kein Grund, jedesmal aufs Neue Sätze mit "Jaaaaaaaaaa, ich gebs ja zu" anzufangen, weil die Info, die danach kommt, es noch nicht einmal auf die letzte Seite einer Zeitung schaffen würde, selbst dann nicht, wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst und es außer dir sowieso keiner lesen wird, weil der Informationsgehalt derart gering ist, dass es nur Verschwendung von Druckerschwärze wäre.

Nummer 4: Halt einfach's Maul...

Bei 7.845 habe ich aufgehört zu zählen, wie oft mich mir gewünscht habe, dass sie einfach nur die Klappe hält. Würde sie im Fernsehen auftreten und ich aus Versehen auf den Sender zappen, in dem sie auftreten würde, würde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen neuen Weltrekord im Umschalten aufstellen, so schnell würde mein Finger die Taste drücken. Und hier noch ein persönlicher Tipp an ein bayerische Frau, die ich vor Kurzem kennengelernt habe: Auch im zarten Alter von 24 Jahren sollte man merken, dass, wenn zwei Personen, die einem gegenüber sitzen und in eine völlig andere Richtung schauen, dass man den Satz schnellstmöglich (!) beendet, weil die vermeintlichen Zuhörer das sprichwörtliche Weite gesucht haben, weil das, was du gerade erzählst, ganz offensichtlich nicht auf offene Ohren gestoßen ist.

Nummer 5: Sie interessiert sich nicht für Fußball

Muß ich noch mehr schreiben...?

(PS: An alle Jungs, die diese eine Frage stellen möchten, hier die Antwort: nein, ist sie nicht.)

Und so mußte ich fast eine Woche mit ihr überleben und zu drastischen Maßnahmen greifen, um zumindest teilweise die Nachmittage alleine zu verbringen: Ich erzähle ihr, dass ich zu dem Fußballmuseum gehe (in Sao Paulo, grandios, absolut spitze, leider durfte ich keine Fotos machen), obwohl ich wußte, dass das Museum montags geschlossen ist, wie mir der Inhaber des Hostels erzählte. Unter diesem Vorwand bin ich dann in die Altstadt gefahren, alleine, die Musik ist mein alleiniger Begleiter, herrlich, kein Lachen, keine langweiligen Infos, Freiheit. Als ich die mitterlweile gefühlte 584. Kirche betrete, ein Foto mache und dann in Richtung Ausgang gehe schlage ich innerlich die Hände über dem Kopf zusammen. Ihr ahnt es schon, wer direkt auf mich zugelaufen kommt: die personifizierte Langeweile. Ich brauche einen Notfallplan und schicke ein Gebet zum lieben Gott, dass sie mich nicht sieht, was ebenso realistisch ist ein lebenslanger Bierverzicht.


Hier fühle ich mich pudelwohl. Vor einem Stadion. Im Innneren des Stadions ist das Museo do Futebol untergebracht, eines der besten Museen, die ich je besucht habe, wenngleich ein Großteil der Infos auf Portugiesisch sind.

Der liebe Gott muß meine spontanen Stoßgebete aber gehört haben, und das, obwohl ich aus der Kirche ausgetretem bin, denn aus mir unerklärlichen Gründen sieht sie mich nicht, was nahezu wirklich unmöglich ist, da ich direkt an ihr vorbeilaufe. Aber sie scheint sich so auf das Innere der Kirche so konzentriert haben, dass sie mich nicht sieht! Ich sag nix, grüße nicht, eile ganz schnellen Trittes aus der Kirche raus und lege die nächsten 50 Meter in persönlicher Bestzeit zurück und glaube wieder an den lieben Gott.


In dieser Kirche ging sie an mir vorbei. Was für ein Glück!

Aber der Kampf ist noch nicht gewonnen, da sie weiter überlegt, ob sie direkt zu den Iguazu Wasserfällen fahren soll oder eine Zwischenstation weiter südlich einlegen soll. Glücklicherweise entscheidet sie sich für den Umweg, meine restlichen Tage sind gerettet, vorausgesetzt, ich sehe sie nich bei den Wasserfällen wieder.

Man sieht sich immer zweimal im Leben. Wiedersehen macht Freude. Beides keine Floskeln, deren Praxis ich erleben möchte.

Euer Larsinho

Dienstag, 6. September 2011

Der Tag des jüngsten Gerichts

Nachdem ganz Deutschland und mein Bruder Toni jetzt aufatmen, dass ich doch nicht auswandere, habe ich mich heute selbst erschreckt. Ich vermeide es, mich regelmäßig über meinen aktuellen Kontostand zu informieren, da ich mir das Reisen nicht verderben möchte. Heute habe ich mal wieder einen Blick auf mein Reisekonto gewagt und war kurz davor, aus dem Hostel zu rennen und so lange die Straße runterzulaufen, bis ich keine Luft mehr zum Heulen habe.

Es ist nicht der aktuelle Kontostand von 452 € für die letzten zehn Tage, der mir Sorgen macht. Es sind mehr die Gebühren, die ich jedesmal am Geldautomat zahlen muß, wenn ich mir Geld ziehe. Denn seitdem die netten Herren in Ecuador mir meine Kreditkarte geklaut haben, zahle ich jedesmal 10 unverschämt teure Euros fürs Geld abheben. Natürlich habe ich vorher nicht gewußt, wie hoch die Gebühren sind, da es meist nicht angezeigt wird. Da ich nie so viel Geld mit mir rumschleppen wollte habe ich - clever wie ich war - immer so ca. 100 Euro abgehoben, sodaß ich die nächsten Tage über die Runden kam.

Eben war dann der Tag des Jüngsten Gerichts. Beim Blick auf die Abrechnung sehe ich, dass mindestens seit Juli 10 € pro Abhebung berechnet wurden. Beim kurzen Überfliegen des EINEN Kontoauszugs hat sich der Betrag schon auf 170 Euro summiert. Ich bestelle an der Theke noch kurz einen Schnaps, um wieder Herr meiner Sinne zu werden, aber ich bräuchte eine Badewann voll Schnaps, um mich zu beruhigen. Aus Angst, dass die Realität noch härter ist verzichte ich darauf, mir die alten Kontoauszüge auch noch anzuschauen.

Und warum das alles? Weil ich einmal im Taxi eingeschlafen bin und der nette Taxifahrer und sein Freund mir mein Portemonnaie geklaut haben. Was für ein teurer Abend.

Ihr mögt jetzt vielleicht lachen. Um meinen Tag zu retten schicke ich euch einen Wettergruß aus Sao Paulo, der mir wieder ein kleines Lächeln aufs Gesicht bringt:


Mist, dieser kurze Effekt hat nicht lange angehalten. Es hilft nix außer dem Gedanken, dass ich mindestens einen Arbeitsplatz bei der DKB mit meinen Gebühren gerettet habe.

Manchmal macht Reisen keinen Spaß.

Euer Larsinho, der euch noch 8 Tage gibt, das Bier kaltzustellen

Freitag, 2. September 2011

Warum...?

Warum wanderst du aus?
Machst du das wirklich?
Warum hast du nix gesagt?

Diese drei Fragen habe ich in den letzten Tagen mehrfach bekommen. Und natürlich gibt es auch Antworten auf all die Fragen. Aber laßt mich zuvor noch ein paar Worte sagen:

Irgendwann im Leben wollte ich einmal ALLES riskieren und habe alles infrage gestellt. Ich wollte einmal im Leben den Mut aufbringen, etwas völlig Neues zu machen. Diesen Gedanken trage ich seit Jahren mit mir rum und nie kam die Gelegenheit bzw. es hat Ewigkeiten, Jahre, gedauert, bis ich es dann wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Die Frage, die ich mir immer wieder gestellt habe, ist: Hast du jemals was riskiert, was sich lohnt zu verlieren? Die Antwort war: nein.

Genug der Worte, hier ein Video mit weiteren Erläuterungen:



Bis bald

Euer Larsinho

Mittwoch, 31. August 2011

Rio zum Zweiten

Rio! Seit Tagen haben wir tagsüber zwischen 25-35 Grad. Grund genug, nicht wirklich viel zu machen außer am Strand von Copacabana zu liegen, mich zu sonnen und zu staunen, dass der Strand eine beachtliche String-Bikini-Quote hat. Es scheint im brasilianischen Gesetz verankert zu sein, dass alle zwischen 2-99 einen String-Bikini tragen müssen. Das ist zum großen Teil sehr löblich, hat jedoch auch den Nachteil, dass Frauen, die man lieber wie der Künstler Verhüllungskünstler Christo am besten ganz verhüllen möchte und zu Hause läßt, sich dennoch wagen, an den Strand zu legen und ihre 345 Kilo Gesamtgewicht der Menschheit präsentieren. Uuuuaaaaaahhhh! Scottie, beam sie ab!

Damit ich mir schnell wieder ins Bewußtsein rufe, dass es mir zu Hause gut geht, buche ich eine Favela-Tour, um zu sehen, wie die ärmsten der Armen wohnen. Kurz nachdem wir mit Motortaxis 158 Beinnah-Unfälle gemacht haben und ich meinem Fahrer dazu beglückwünsche und beneide, dass ER einen Helm hat, kommen wir oben in den Favelas an. Das erste, was wir sehen, ist ein Drogendealer mit einem Maschinengewehr im Anschlag. Komisches Gefühl. Und dennoch überlege ich mir, ob ich mir nicht einen Spaß mache und dem netten Herrn Drogendealer versuche, ein 1 kg Päckchen Mehl als Kokain verkaufe und ihm so zigtausende von Euros aus der Tasche zu locken, um meine Urlaubskasse aufzubessern.

Da ich aber meine kugelsichere Weste heute mal ausnahmsweise zu Hause gelassen habe und auch den Rat unseres Guides, keine Späße mit den Drogendealern zu treiben, nicht gänzlich außer Acht lassen möchte, lasse ich diese durchaus lustige Idee fallen.

Wir ziehen durch die engen Gassen der Favelas, treffen auf einen weiteren Drogendealer, der nach dem hastigen Genuß einer Spaß-Zigarette einen sichtlich entspannten Eindruck macht. Und dennoch wirkt er alles andere als ungefährlich in seiner schwarzen Uniform und seiner silber glitzernden Pistole an seiner rechten Hüfte.

Das sind sie, die Favelas:


Außen hui, innen pfui würde meine Mutter sagen. Die Fassaden sind von der Regierung bunt bemalt worden, um das Stadtbild etwas zu verschönern.


Und hier noch ein paar Fotos, wahllos, aus Rio:

Gottes Werk und Teufels Beitrag:


Hinten links ist der seit der Ankunft von Larsinho weltberühmte Strand von Copacabana:


Und hier ist eines der am meisten überbewerteten Ausflugsziele von Rio: der Zuckerhut. Gerade mal 400 Meter hoch ist er nur ein kleiner Berg, der es aber z.B. durch Filme wie James Bonds "Moonraker" von 1971 zu Weltruhm geschafft hat. Und dennoch hat man vom Zuckerhut einen phantastischen Blick auf Rio.


Und noch einmal die Jesus-Statue, fotografiert vom Zuckerhut:


Und morgen erreiche ich den Ort, auf den ich im Hintergrund seit zehn Monaten hingearbeitet habe. Denn morgen beginnt mein neues Leben: Ich ziehe in mein neues Eigenheim in der Nähe von Sao Paulo. Im Gepäck ein Top-Job, eine reizende neue Frau mit Kind und ein neues Abenteuer, dass länger andauern wird als sechs Monate. Denn gestern war heute noch Morgen.


Und damit sage ich:

Tschüß, Rio de Janeiro!
Tschüß, Deutschland!
Tschüß, Köln!
Tschüß, altes Leben!

PS: Weihnachten bin wieder in Deutschland.
PSS: Ich melde mich bei allen, die mir wichtig sind, in den kommenden 2-4 Wochen, sobald ich den Umzug etc. hinter mich gebracht habe.

Euer Auswander-Larsinho

Montag, 29. August 2011

Rio de Janeiro

Hallo Zuhause-Gebliebene,

anbei ein paar Bilder aus Rio. Hab leider wenig Zeit, weitere epochal wichtige Geschichten zu schreiben, aber Bilder sagen ja ehe mehr als Worte.

Rio von oben aus Sicht von der weltberühmten Jesus Statue:


Und hier ist er, Beckenbauers Sohn:


Und dann die Hände zum Himmel, kommt laßt uns fröhlich sein...


Und die Jesus-Statue beleuchtet, fotografiert vom Zuckerhut:


Rio bei Nacht:


Es gefällt mir hier so gut...(links hinter mir ist der Strand an der Copacabana)


...dass ich mir schnell ein Bierchen gönnen muß zur Feier des Tages:


Das wars in Kürze aus Rio de Janeiro (Fluß des Januars, was immer das heißen mag). Ich muß jetzt zum Strand an der Copacabana.

Tschö, und BIS BALD (18 Tage, kann es kaum abwarten, endlich wieder nach Hause zu kommen!)

Eure Larsinho

Freitag, 26. August 2011

11.111

...Seitenzugriffe! Wenn das mal kein Grund ist, mir heute selbst einen auszugeben! Und da ich heute in Rio de Janeiro angekommen bin, tu ich mir den Gefallen!

Tschö,

Euer Larsinho

Mittwoch, 24. August 2011

Der schlimmste Tag meiner Reise

Heute war der schlimmste Tag meiner Reise. Zwei Brasilianer haben mich heute für einen Italiener gehalten. Dabei habe ich doch extra heute mein Deutschlandtrikot angezogen, damit jeder sieht, woher ich komme. Seitdem ich hier in Südamerika bin wurde ich für einen Deutschen, Engländer, Amerikaner, Ägypter (???), Holländer, Schweden, Polen und für einen Russen gehalten. All dies lasse ich mir noch geradeso irgendwie gefallen. Aber als Italiener "beschimpft" zu werden hat alle Dämme bei mir gebrochen. Falle ich etwa wie aus dem Nichts und ohne jegliche Körperberührung auf der Straße um wie einst Pippo Inzhagi beim AC Mailand im Fußball, um einen Elfmeter zu schinden? Nein! Änder ich einfach Gesetze, die es verbieten, das Staatsoberhaupt juristisch wegen Korruption zu belangen? Nein! Pfeif ich jeder Frau hinterher, die einen kurzen Rock anhat? Ja vielleicht, aber darum geht es nicht! Kurz nachdem einer der Straßenhändler mich als Italiener erkannt haben mochte war für mich eines klar:

Brasilien und seine Einwohner - völlig überbewertet!!!

Nach kurzem Überlegen fallen mir auch gleich einige Gründe ein, warum das so ist:

1. Der Zuckerhut. Wenn ich meinen Zahnarzt fragen würde, ob Zucker viel Zucker gesund ist, würde er wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Erster Minuspunkt.

2. Das brasilianische Nationalgetränk ist Caipirinha. Zugegebenermaßen nicht schlecht, aber wir haben das Bier. Zweiter Minuspunkt.

3. Brasiliens Rekord-Nationalspieler ist Cafu mit geradzu lächelichen 142 Einsätzen. Wir haben mit dem Superhirn Lothar Matthäus einen Nationalspieler mit 150 Einsätzen, dazu mit 25 Spielen bei fünf Weltmeisterschaften die meisten Einsätze bei Fußballweltmeisterschaften. Dritter Minuspunkt.

4. Brasilien hat den Karneval in Rio, Deutschland den Karneval in Köln. Weiterer Minuspunkt.

Diese Liste ließe sich beliebig lang weiterführen, aber ich wollte hier nur kurz die Faktenlage deutlich machen.

Tschö

Euer Larsinho

Dienstag, 23. August 2011

Die längsten vier Tage meines Lebens

Und schon wieder Fußball! Zweimal im Jahr kommen mir Minuten wie Stunden und Stunden wie Wochen vor. Jedes Jahr, wenn die Fußball Bundesliga in die Sommer- und Winterpause geht habe ich das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Was ich in den letzten vier Tagen erlebt habe, hat die Wartezeit auf den Saisonbeginn jedoch um Längen übertroffen.

Vier Tage auf dem Amazons hört sich so relaxed an wie zwei Wochen auf Mauritius. Nur bin ich leider nicht auf Mauritius, sondern muß mir den Schlafsaal mit ca. 50-80 Brasilianern teilen. Denn, Budget sei Dank, muß ich fast so viel sparen wie Griechenland und so buche ich vier Tage Schlafen in einer Hängematte.

Unter Luxus stellt man sich sicherlich etwas anderes vor. Das war mein Zuhause für vier Nächte und fünf Tage. Morgens ab fünf Uhr ist die Nacht dann auch schon wieder vorbei, weil z.B. der Herr drei Hängematten links von mir der Ansicht ist, dass alle hören wollen, was er seiner Bekannten, die 60 Hängematten weiter rechts von mir hängt, zu erzählen hat. Noch nie im Leben war ich mir so sicher, dass sich ein Mensch so täuschen kann (Entscheidungen von Ex-Freundinnen sind hier nicht berücksichtigt!).


Um euch einen Eindruck zu vermitteln, wie eine Reise auf dem Amazonas aussieht, hier stellvertretend ein Bild für fünf Tage Reisen auf dem Amazons:


Und jetzt stellt euch vor, dass sich das Bild wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt 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wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt wiederholt und wiederholt.

Der Amazonas ist wie Frank Elstner, der einfach nicht ferseh-tot zu kriegen ist. Jeder kennt ihn, aber so richtig los wird man ihn nicht. Hätte ich eine Fernbedienung würde ich nach drei Minuten umschalten. Da dies aber nur in der Theorie oder im TV möglich ist muß man sich überlegen muß, was man macht, wenn man Langeweile hat und der Tag kein Ende nehmen will. Das fällt mir spontan das Folgende ein:


Richtig! Erst mal schön von innen kühlen, damit ich außen frisch bleibe. Ich lerne dann relativ schnell Tim aus England kennen, der seit vier (!) Jahren auf Weltreise ist und fast zur selben Zeit wieder zurück in das Land muß, das allein von dem Wort Elfmeterschießen schon Angstzustände kriegt: England. Immerhin kann ich Tim die Erfolge der deutschen Nationalmannschaft explizit nochmal ins Gewissen rufen und nach kurzer Zeit kommt es, wie es kommen muß:


Wir kühlen von innen mit köstlichem Kaiser-Bier. Und dennoch vergeht die Zeit nicht wie im Flug, was ja auch keinen Sinn macht, da ich ja auf einem Schiff bin. Als Tagesaufgabe erteile ich mir einmal in der Stunde Zähne putzen, ich zähle, wie oft der Typ neben mir mit seinen Stinkefüßen gegen meine Hängematte kommt und frage mich, ob die Frau, die zwei Hängematten weiter links von mir hängt, zu schätzen weiß, dass ich nicht ihr Handy "zufällig" aus dem Fenster fliegen lasse, weil mir ihre Musik, die sie mit ihrem Handy hört, schon nach dem ersten Refrain auf die Nerven geht.

Und dennoch, nach den vier langweiligsten Tagen in meinem Leben erreichen wir Belém:


Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Meine Bootstour endet hier. Das ist eine Erfahrung mehr im Leben, die aber auch mit einem Tag völlig ausreichend gewesen wäre.


Dann mach's mal gut, M.S. Santarem. Mich wirst du so schnell nicht wiedersehen!

Bis neulich

Euer gelangweilter Larsinho

Another day in paradise

Money talks von AC/DC, Money, money von Abba, Millionär von den Prinzen, Geld & Gold von den Toten Hosen, alle Lieder Johnny CASH, Geld oder Leben von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (die damals in Dillenburg im Hofgarten aufgetreten sind und ich als Kind live dabei war!!!), Money for nothing von den Dire Straits, Geld von Falco, She works hard for the money von Donna Summer und, und, und...

Seitdem ich hier in Brasilien bin denke ich zunehmend in Lieder und an Schwarze Löcher. Im Amazonas waren es 160 Löcher. Als ich den Flug von Salvador nach Rio gebucht habe waren es schon wieder 150 Löcher. Als ich heute den Flug für heute Nacht von Belém nach Salvador gebucht habe waren es schon wieder 200 Löcher. Von den 260 Löchern in Venezuela für den Salto Angel Wasserfall nicht zu sprechen. Das sind definitiv zu viele Löcher in kurzer Zeit.

Dieses Brasilien reißt mir finanzielle Riesenlöcher in mein Budget. Hinzu kommt, dass die Preise für Unterkunft und Essen deutsches Niveau (!) haben. Es ist nahezu unmöglich, hier wenig Geld auszugeben. Und immer, wenn ich zähneknirschend schon wieder viel Geld für irgendwas auf den Tisch legen muß, denke ich an Abba:

All the things I could do
If I had a little money
That's too bad
So I must leave, I'll have to go

Auch ich muß gehen. Nach Rio. Vor diesem Schwarzen Loch graut es mir schon jetzt. Ich wünschte, ich wäre Johnny Cash, dann hätte ich keine Geldprobleme. Aber es hilft nix. Immerhin bleibt mir noch weiter Zeit zum Träumen. Von den Prinzen, das sind die mit den komischen Haarfarben, meist in knallrot, die 1991 ihren größten Hit hatten und das sangen, von dem Viele träumen: Ich wär so gerne Millionär, dann wär mein Konto niemals leer.

Oha. Konto leer. Diese zwei Worte kommen in Riesenschritten auf mich zu. 24 Tage hab ich hier noch in Südamerika. Zeitlich sollte es kein Problem sein, pünktlich zum Rückflug in Buenos Aires anzutreten. Aber ich muß, das erste Mal seit über fünf Monaten, jetzt auf mein Budget achten. Und trotzdem denke ich weiterhin positiv, da es keinen Grund gibt, wegen ein paar Zahlen auf meinem Kontoauszug Trübsal zu blasen. Ich halte es lieber wie Phil Collins und denke mir: Another day in paradise.

Tschö, euer Larsinho

Einladung nach daheim

Seit ca. einer Woche bin ich jetzt in Brasilien. Die Leute sind nett hier, z.B. hat mich unser Fahrer im Amazons, nachdem wir zusammen vier Bier getrunken haben, zu sich und seiner Familie nach Hause eingeladen, sodaß ich mich nicht für die Nacht im Hostel einbuchen mußte. Ich fühle mich fast wie James Bond's Wodka Martini: Gerührt, nicht geschüttelt. Ich bekomme das Zimmer mit dem großen Bett und der Klimaanlage (!), werde zum Frühstück eingeladen und versage auf ganzer Linie bei dem Versuch, den Drucker bei einer Fehlermeldung von Portugiesisch auf Englisch umzustellen. Später am Abend gehen wir kurz vor die Tür, kaufen zwei weitere Biere und gucken vor einer Art Kneipe eine brasilianische Soap im Fernsehen. Und bei der Verabschiedung umarmen mich die beiden Kinder. Da war ich schon wieder gerührt. Ich nehme mir fest vor, ein kleines Paket nach Brasilien zu schicken, um mich zu bedanken.

Links Luis und rechts der Larsinho. Nachdem er mir bei der Buchung meines Tickets geholfen haben mußten wir mit zwei Bieren auf den Erfolg anstoßen.


Links Juliane, in der Mitte der schon jetzt computerspielabhängige Junior und die coole Sau rechts brauche ich euch ja nicht mehr vorzustellen.


Ach, was war das nett bei euch! Danke für alles!

Euer Larsinho

Montag, 22. August 2011

Ich bin ein Star, holt mich hier raus oder: Warum der Dschungel Fußball-Fan ist

Nachdem ich mit meinem Blog in der Zwischenzeit Weltruhm erlangt habe ist es an der Zeit, dass ich mich von meiner Berühmtheit etwas erhole und Zuflucht im Dschungel suche, wo es keine wilden Fans gibt, die mir hinterher laufen und ein Autogramm wollen. Ich buche bei Vincent eine dreitägige Dschungeltour am Amazonas in der Agentur gegenüber meines Hostels.

Ich bin ein Star, holt mich hier raus. Der Unterschied zwischen mir und den Z-Promis auf RTL, die sich in der gleichnamigen TV-Show in Australien im Dschungel der Lächerlichkeit preisgeben und Ekel-Aufgaben zu bewältigen haben, liegt darin, dass mich wahrscheinlich mehr Leute auf der Welt kennen als diese Pseudo-Berühmtheiten auf RTL, die noch nicht einmal auf der Straße erkannt werden und die z.B. irgendwann zu Beginn des Privatfernsehens Mitte der 80er Jahre mal eine Show moderiert haben und sich dann, wegen mangelnder Quoten, in Supermärkten und Autohäusern mit Autogrammstunden über Wasser gehalten haben und nun vor ihrem finanziellen Ruin stehen, da sie das „ganze“ Geld, was sie während ihrer „Berühmtheit“ eingenommen haben, in Nutten, Koks und „sichere“ Anlagegeschäfte investiert haben und RTL ihnen jetzt die wahrscheinlich letzte Chance geben wird, noch einmal mehr als den Hartz-IV-Regelsatz zu verdienen.

Und spätestens, nachdem auch der letzte gelangweilte TV-Zuschauer gesehen hat, dass es wahrlich genügend Gründe gibt, warum diese arbeitslosen Moderatoren, Models, Ex-Sänger oder was auch immer sie gemacht haben, im TV-Business sowie im realen Leben alles andere als erfolgreich waren, erkennen auch irgendwann die „Dschungelianer“, dass sie auf der ganzen Lebens-Linie versagt haben, die Show nun vorbei ist und ein neuer „Dschungel-König“ gekürt wurde und sie wieder zurück ins reale Leben müssen.

Allerspätestens hier wissen auch die Z-Promis selbst, dass Ruhm vergänglich und Geld nicht endlos ist und dass sie jetzt, ausgeschlossen aus allen Gruppen und Unternehmen, als bloßer Konsument von Luft, Wasser und der Arbeit anderer, konzentriert auf die Langeweile des Lebens, nur noch überzählige Exemplare der Gattung Mensch sind.

Der 30-jährige Vincent erläutert mir den Amazonas-Trip und erzählt mir nebenbei, dass er gestern seinen 30. Geburtstag hatte und für heute Abend eine Party für sich, vier seiner Freunde und ebenso vielen Frauen bei sich zu Hause organisiert hat. Seine Freundin wohnt übrigens zig Stunden von ihm entfernt, wurde nicht zur Party eingeladen und ist – wie er mir mitteilte – eine gläubige Christin, irgendwas um Ende 20 rum und wartet mit dem Sex bis zur Ehe. Was ihn jedoch nicht davon abhält, und um der Party den richtigen „Ausgang“ zu vermitteln, will er am Abend noch so etwas wie „natürliches Viagra“ – flüssig und legal erhältlich in jedem Supermarkt – kaufen, damit er und auch die Frauen die Party so richtig genießen können. „This stuff makes you fucking all night long, man“, wie er mir erzählt. Ich freu mich für Vincent, dass er seinen 30. Geburtstag aller Voraussicht nach so richtig genießen wird. Ich werde nicht zu dieser Party eingeladen, habe aber zirka eine Stunde später meinen Trip in den Amazonas gebucht für umgerechnet 160 € inklusive allen Transfers und Essen.

Am nächsten Morgen um acht Uhr geht’s dann los. Wir fahren zum Hafen und gemeinsam mit ein paar anderen Abenteuerlustigen fahren wir die erste halbe Stunde über den Amazons. Hier treffen zwei Amazonas-Ausläufe aufeinander und fließen – der eine Fluß schwärzlich, der andere hellbraun, nebeneinander her. Als wir nach zirka einer Stunde Fahrt in einem alten VW-Bus bei 40 Grad in das nächste Boot umsteigen müssen haben wir kurz Zeit, uns mit Getränken zu erfrischen. Die nächsten Minuten sollten mich in meiner Annahme bestätigen, dass Fußball die Welt regiert – auch am Amazonas.

Und so sieht er aus, der Amazonas, auf einer seiner Nebenstraßen. Links und rechts Grün und aus der Mitte entspringt ein Fluß.


Obwohl es erst zehn Uhr ist finde ich den Gedanken, einen kleinen Frühschoppen einzulegen, um auf den Amazons anzustoßen, nicht als die schlechteste aller Ideen. Und so gehe ich zu der großen Hütte, wo bereits Einheimische einen beachtlichen Durst am frühen Morgen haben und Billard spielen. Und dann, als ich das Bier bestelle, begrüßt mich der Amazonas mit dem vermeintlich besten Bier der Welt.

Ich hatte mit Vielem gerechnet. Mit warmen Bier, das ungenießbar ist, mit eiskaltem Bier, was man trinken kann. Dass mich der „Wirt“, der offensichtlich auch ganz gerne mal einen Frühschoppen zu sich nimmt und meiner Vermutung nach schon sehr früh an diesem Morgen damit angefangen hat, mir das Bier reicht, sende ich ein Stoßgebet zum Himmel. Ein Bier namens Kaiser! Es kann, ja – es muß! mit der Ehrerbietung an Franz Beckenbauer zu tun haben, dass sie hier in Brasilien ein Bier namens Kaiser haben. Ich bin zwar noch nicht lange hier in Brasilien, aber ein Pelé-Bier hab ich hier noch nicht gesehen. Es erübrigt sich also von selbst, zu fragen, wer der bessere und beliebtere Fußballer in Brasilien ist. Es ist Franz Beckenbauer, denn mehr Ruhm und Ehre, als ein eigenes Bier zu haben – noch dazu im Ausland – ist nicht möglich. Franz, du kannst es einfach!


Zweifelsfrei einer der schönsten Momente auf meiner Reise: Das Kaiser-Bier und ich. Augenblick, verweile doch!


Nachdem ich gefühlte Jahre innegehalten habe, das Kaiser-Bier, Franz Beckenbauer und nicht zuletzt mich selbst gefeiert habe, müssen wir wieder ins Boot einsteigen; die Fahrt geht weiter. Fast. Doch als ich den letzten eiskalten Schluck Kaiser-Bier in meinem Hals genieße kann und will ich meinen Augen nicht trauen. Eben noch in himmlischen Sphären vor mich hingeträumt wegen des Kaiser-Biers sehe ich nun das Gegenteil von Kaisers Fußball-Eleganz in Form eines Aufklebers auf dem Motor unseres Bootes.

Ich bin also hier im Dschungel, irgendwo im Nirgendwo am Amazons in Brasilien, ca. 18.000 km entfernt von Deutschland, weg von Köln. In der Hymne der 1. FC Köln heißt es: Üwwerall gibbet Fans vom FC Köln. Dass ich jetzt hier einen Aufkleber des 1. FC Köln an dem Motor unseres Bootes sehe, kann ich zuerst nicht glauben. Noch viel amüsanter ist jedoch die Tatsache, dass unter dem Aufkleber die Nummer 115 steht. Zum Zeitpunkt des Ausfluges ist es Sonntag, einen Tag also, nachdem der FC Köln gegen Schalke 1:5 verloren hat. Läßt man also die erste 1 der Nummer 115 weg, bleibt 15, 1:5, also das Ergebnis von Köln gegen Schalke. Hier WEISS ich: auch der Amazons ist ein Fußball-Fan. Für mich ist klar: Die Welt ist Fußball.


Willkommen im Amazons! Wir erreichen unsere Unterkunft. Ich bin positiv überrascht (wie damals Christof-ich-tue-das-weil-ich-ein-absolut-reines-Gewissen-habe-Daum, nachdem er des Kokainkonsums überführt wurde), denn ich hatte mir eine einfachere Unterkunft vorgestellt. Die Betten sind bequem, es gibt Licht, ein Moskitonetz und auch die sanitären Anlagen sind gefliest, sauber und versorgen uns mit Wasser. Auch die drei Mahlzeiten, die wir täglich bekommen, können sich durchaus sehen lassen.

Das Einzige, was mich stört, ist die italienische 8-köpfige Reisegruppe, wo man wieder einmal merkt, dass der Mensch vom Affen abstammt. Die Italiener sind – egal, was sie machen, einfach nur nervend, haben keine (Tisch-) Manieren und sind der Ansicht, auf der Stelle zu verhungern, da sie mit halbvollem Teller gleich noch einmal zum Buffet rennen, damit ja kein anderer mehr bekommt. Da ich die Halbfinal-Niederlage von 2006 noch immer nicht vergessen habe werde ich einen Teufel tun, und mich mit diesem Gesindel unterhalten, wenngleich ich den Joker „Vorrunden-Aus Fußball-WM 2010“ selbstverständlich parat habe.


Da ich meine Nerven nicht weiter belasten möchte ignoriere ich alles Italienische und freue mich auf das Abenteuer Amazonas. Wir gehen Piranhas fischen, das nur deshalb erwähnenswert ist, da es Piranhas sind, wenn auch kleine. Da wir kein Huhn dabei haben, das wir opfern können und uns somit vermeintlich ein blutiges Spektakel entgeht fangen wir insgesamt acht kleine Piranhas und machen uns wieder zurück. Selbstverständlich habe auch ich einen Piranha gefangen. Auf dem Weg zurück sehen wir noch Delfine, wo ich intuitiv an Flipper denke und hoffe, dass, falls wir entern, Flipper und seine Familie uns von hier aus direkt zu unserer Unterkunft bringen, bevor Herr und Frau Piranha mit seinen Verwandten an uns ein blutiges Massaker anrichten.

Am Abend geht unser Guide einen Kaiman fangen. Ich hatte gehofft, dass wir einen großen Alligator aufspüren und es mit einem kleinen Schwein zur Fotosteilvorlage füttern, aber man kann nicht alles haben. Immerhin bin ich so mutig und küssen den Kaiman, der von zwei Leuten festgehalten werden muß:


Am nächsten Morgen machen wir uns auf zu unserer nächsten Unterkunft, einer kleinen „Hütte im Amazonas“. Wir schlafen in Hängematten, grillen Hähnchen und lauschen der Sinfonie des Dschungels. Unser Guide zeigt uns, wo man Würmer findet, dass man Ameisen zerdrücken kann und sie somit als natürliches Mittel gegen Moskitos verwenden kann und dass man Wasser aus Bäumen trinken kann.


Und dann fliege ich noch wie Tarzan an einer Liane durch den Dschungel. Johnny Weissmüller, der fünffache Olympiasieger und legendäre Tarzan-Darsteller, wäre stolz auf mich:


Zufällig und äußerst selten zu sehen kommen wir in den Genuß, ein Faultier zu sehen. Zuerst dachte ich, das ist merkwürdig, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass mein Kumpel Jeric sich hier in den Amazonas verirrt hat…Hier das Foto. Oben das Original, unten die Fälschung mit Faultier-Teilzeit-Papa Larsinho.

Hier das Original-Faultier:


Und die Fälschung (hier links im Bild mit Zieh-Papa Larsinho)


Am nächsten Morgen genießen wir um 5.30 Uhr noch den Sonnenaufgang und fahren dann wieder zurück nach Manaus.


Und Dschungelkönig wird sowieso nur, wer eine Krone hat:


Ich bin ein Star. Holt mich hier raus.

Euer Larsinho

Samstag, 13. August 2011

Undercover im Auftrag des DFB

Seit ein paar Stunden habe ich Venezuela in Richtung Brasilien verlassen. Allerdings bin ich nicht hier, um Urlaub zu machen, denn ich habe eine Mission, einen Auftrag. Das Ziel meines Undercover-Auftrages wurde mir vom DFB übermittelt. Finde die größten brasilianische Fußballtalente und führen Sie den Auftrag aus. Der Auftrag ist nicht einfach, aber er ist zum Wohle des Deutschen Fußballs. Hier der Original-Auftrag:

Finden Sie die brasilianischen Jahrhunderttaltente+++STOP+++Alter maximal 9 Jahre+++STOP+++ Freunden Sie sich mit den Jungen an+++STOP+++Werden Sie beste Freunde bzw. tun Sie so, als ob+++STOP+++Spielen Sie mit den Jungen Fußball+++STOP+++Zeigen Sie ihnen, was eine echte deutsche Blutgrätsche ist, brechen Sie Schien- und Wadenbein und zerstören Sie zugunsten des Deutschen Fußballs alle brasilianischen Fußballträume der Zukunft+++STOP+++Machen Sie sich im Anschluß ganz schnell aus dem Staub+++STOP+++Falls Sie festgenommen werden wird der DFB jegliche Teilnahme oder Kenntnis Ihrer Person verneinen+++STOP+++Der Kaiser läßt Grüße an Pele ausrichten+++STOP+++ENDE+++

Schon wieder kann ich etwas Gutes für Deutschland tun. Nachdem ich insgesamt 15 Stunden im Bus gesessen habe bin ich in Manaus angekommen. Von Fußballtalenten weit und breit nix zu sehen. Um wirklich jeden Winkel Brasiliens nach Talenten zu durchforsten mache ich mich gleich morgen zu einer Drei-Tages-Tour in den Dschungel. Denn es soll mir keiner vorwerfen, dass ich nicht wirklich alles getan habe, und die Talente zu suchen.

Ich muß mich jetzt auf die Suche machen. Bilder von der Dschungeltour gibts dann in ein paar Tagen.

Bis dahin, Euer Fußball-Retter

Larsinho

Der höchste Wasserfall der Welt

Juchuuu! dachte ich mir, als wir endlich losfahren. Eines der nächsten Highlights - neben dem zweiten Bundesligaspieltag - steht auf dem Plan: der Salto Angel, der höchste Wasserfall der Welt. Na, da bin ich mal gespannt, ob der mich wirklich so von den Socken haut wie die erste Niederlage des Deutschen Meisters Borussia Dortmund heute. He, he.

Und dann geht's auch schon los. Wir fahren mit zwei Booten á 14 Mann/Frau. Mit mir im Boot sind 14 Franzosen. Na super! Es hätte schlimmer nicht kommen können.

Mit diesen Booten fahren wir los. Das Wasser ist rostrot gefärbt durch die Wurzeln und Blätter der Bäume. Das Wasser enthält viel Tannin, was zur positiven Folge hat, dass keine Moskitos da sind.


Wir fahren keine 30 Minuten und schon geht das Staunen los...


...und staunen weiter...


...und weiter...


...bis wir nach ca. drei Stunden Fahrt auf dem Fluß das Ziel in Sichtweite haben: den Salto Angel.


Wir ziehen uns noch kurz in unserem Übernachtungslager an und marschieren dann ca. eine Stunde zum Aussichtspunkt. Dann ist er vor mir, der mit 971 Metern höchste Wasserfall der Welt:


So richtig viel Wasser kommt da nicht runter, ungefähr so viel wie Wasser wie bei den Köln-Fans heute nach der 1:5 Klatsche gegen Angstgegner Schalke 0:4.


Nach dem Fototermin machen wir uns runter zum Wasserfall und nehmen da ein kurzes Bad...(der Typ rechts auf dem Stein bin übrigens ich)


und genießen den Blick auf die Berge gegenüber.


Danach gehen wir zu unserem Nachtlager zurück, schlafen mehr oder weniger bequem in Hängematten und stehen den nächsten Morgen früh auf und machen uns auf den Weg zurück.

Salto Angel, der höchste Wasserfall der Welt: Gesehen. Abhaken. Weiter geht's nach Brasilien. Denn Zeit ist das letzte, was ich aktuell habe.

Tschö

Euer Larsinho