Dienstag, 2. August 2011

Neuer Weltrekord im Schwitzen

Es könnt alles so einfach sein. Isses aber nicht. Die zwei Zeilen von den Fantastischen Vier fielen mir spontan ein, als meine Reisebegleitung Geraldine aus Venezuela, von heute auf morgen aus unserem Hostel verschwunden ist und ich mich somit nicht mehr in Begleitung einer fließend Spanisch-sprechenden Frau befinde, mit der ich eigentlich durch Venezuela reisen wollte. Dass sie spontan abgehauen ist mit einer kurzen Nachricht, sie müsse zu ihrer Mutter, liegt also nicht an mir. Zumindest offiziell.

Die Konsequenz daraus heißt: Finde dich alleine in Venezuela zurecht. Das Land, das ich mit meinem 10-Finger-Schreibsystem nie beim sofort richtig schreiben kann. Wie soll ich mich in einem Land zurecht finden, wenn ich es noch nicht einmal auf Anhieb richtig schreiben kann? Als ich Sven undd Dhruv, erzähle, dass Geraldine abgereist ist, überkommt beiden ein nicht zu verkennendes Grinsen. Viel Spaß mit deinem Spanisch! lachen sie mich aus. Zudem gilt es als das gefährlichste Land Südamerikas. Was für eine Kombination! Was für eine Herausforderung! Fehlt nur noch, dass die hier kein Bier haben und ich denke erst gar nicht daran, nach Venezuela zu reisen.

Montag Mittag. Lars begibt sich zum Busbahnhof. Im Gepäck fehlt allerdings ein Spanisch-Wortschatz, mit dem man sich unterhalten kann. Na dann, Larsinho, auf zum Schalter! Nachdem ich dreimal von Schalter zu Schalter gewandert bin habe ich dann zumindest ein Ticket nach Maicao. Nicht der Ort, wo ich hinwollte, aber immerhin hinter der Grenze, von wo auch Sammeltaxen nach Maicaraibo fahren. Gut, auch nicht da, wo ich hinwollte, aber es bringt mich immerhin vier Stunden vor den Ort, wo ich hin will: Santa Ana De Coro.

Als ich nach vier Stunden Busfahrt in Maicaraibo ankomme ist die Überraschung nicht ganz so groß als sie mir am Schalter sagen (zumindest deute ich es so), dass heute kein Bus mehr nach Coro fährt. Also ab ins Hotel, wo keiner Englisch spricht, Duschen und dann mache ich es mir auf 1,5 qm bequem. Am nächsten Morgen gehe ich noch schnell zum Markt und tausche auf dem Schwarzmarkt US Dollars gegen Bolivars, die Venezuelanische Währung ein, da die Inflation in Venezuela ca. 20 % hoch ist und man einen doppelt so hohen Kurs als in der Bank bekommt. Als ich auch das Wechseln auf dem Schwarzmarkt ohne Einschüsse in meinem Oberkörper und ohne, über den Tisch gezogen worden zu sein, geschafft habe, bin ich ein klein wenig stolz.

Gleich nach dem Frühstück mache ich mich dann auf nach Coro. Fünf Stunden Fahrt in einer Höllenmaschine von Bus, die fünf Stunden lang die Musikanlange auf das Äußerste strapazieren wird - was mich zu meiner eigenen Überraschung aber nicht mehr stört - und der keine Klimaanlage hat. Allein beim Warten auf die anderen Fahrgäste schwitze ich bemerkenswerte 358 Liter Schweiß binnen weniger Sekunden und stelle sogleich einen Antrag beim Guiness Buch der Rekorde. Nach fünf Stunden Busfahrt, immerhin mit ausreichend Beinfreiheit, kommen wir dann in Santa Ana De Coro an. Mit der Gewißheit, ich habe einen neuen Weltrekord im Schwitzen aufgestellt. Zum Leidwesen der anderen.

Und das ist sie: die blaue Höllenmaschine.


Euer Larsinho

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